Bernhard Witte

Pfarrer Bernhard Witte

Es ist mir ein besonderes Anliegen, an dieser Stelle an Pastor Bernhard Witte zu erinnern, der in meinem Geburtsjahr 1963 nach Uedelhoven / Ahrdorf kam. Ich habe ihn alleine als Ministrant rund 17 Jahre lang erleben dürfen. Bei ihm bin ich zur ersten Hl. Kommunion gegangen, habe das Sakrament der Firmung empfangen und letztendlich wurden meine Frau und ich am 03.06.1989 von ihm getraut. In all den Jahren habe ich ihn als Mensch und als Pfarrer schätzen gelernt.


Er war noch ein Pastor der alten Schule - ein Vorbild für die Jugend. Er war sicherlich nicht immer einfach (es gab zum Beispiel auch schon mal eine "Backpfeife", wenn man den Kommunionunterricht störte) aber immer offen, ehrlich und konsequent. In Zeiten, wo es nicht selbstverständlich war, dass es in jedem Haushalt ein Auto gab, holter er uns Kinder zum Kommunions- oder Firmunterricht ab und fuhr uns auch wieder nach Hause. Zu Weihnachten gab es ein gutes Buch, von denen ich so manches heute noch besitze und regelmäßig die Ministrantenzeitschrift "Leuchtfeuer". Auch so manche Messdienerfahrt wurde unter seiner Leitung organisiert. 


Leider ist Bernhard Witte nur wenige Monate nach meiner Hochzeit - am 04. Dezember 1989 - im Alter von nur 67 Jahren viel zu früh verstorben. Der Spruch, den er sich für seinen Totenzettel gewählt hatte, drückt einmal mehr seinen starken Glauben aus: Er lautet: "Wie freute ich mich, als man mir sagte: ins Haus des Herrn wollen wir gehen!" (Psalm 121).


Im Uedelhovener Dorfjahrbuch "Üllewer Weckepeller" 2003 veröffentlichte Erwin Stein einen Artikel über das Leben und Wirken von Bernhard Witte. Dieser Artikel, den ich nachfolgend in Auszügen wiedergebe, veranlasste mich dann endgültig dazu, Pastor Witte eine eigene Seite bei Ahrdorf.de zu widmen. Hier nun die von Erwin Stein zusammengetragenen Informationen:


Bernhard Witte wurde am 30. April 1922 als Sohn der Eheleute Bernhard Witte und Franziska, geb. Wenders, in Aachen geboren. Die Familie Witte - und hier besonders Vater Bernhard Witte - betrieb in Aachen eine in hohem Ansehen stehende Goldschmiedewerkstatt. Aus den Aachener Ateliers der Firma Witte stammen wertvolle Kunstarbeiten, die man heute in Kirchen und Klöstern in ganz Europa bewundern kann. Vater Witte war Domgoldschmied des Aachener Marienmünsters, Goldschmied des Heiligen Stuhles und der Apostolischen Paläste. Was die Familie Witte mit unermüdlichem Fleiße und feinstem Verständnis in jahrzehntelanger Arbeit aufgebaut hatte, zerstörte eine einzige Nacht des Krieges. Der älteste Sohn August, ebenfalls Goldschmiedemeister, der den Betrieb weiterführen sollte, blieb im Krieg.


Bernhard besuchte von 1932 bis 1936 das Kaiser-Karl-Gymnasium in Aachen und von 1936 bis 1942 das Gymnasium St. Michael in Monschau. Dort legte er am 25.03.1942 sein Abitur ab. An der Friedrich-Wilhelm-Universität in Bonn nahm er am Sommersemester 1942 und Wintersemester 1943 teil und studierte Theologie.

Im April 1943 erfolgte seine Einberufung zum Wehrdienst in Posen bei der Infanterie. Das Bild zeigt Bernhard Witte in Wehrmachtsuniform im September 1944.


Kurz vor Kriegsende, am 16. Februar 1945, geriet er in Karelien (Russland) in Kriegsgefangenschaft, aus der er im September 1946 glücklicherweise wieder nach Hause zurückkehren konnte. Dort stand er vor den Trümmern seines Elternhauses. Die Familie Witte zog nach der Ausbombung in das Pfarrhaus des Pfarrers Karl Witte in Schwarzrheindorf bei Bonn-Beuel am Rhein. Karl Witte war ein Onkel unseres späteren Pastors Bernhard.


Ab dem Wintersemester 1946 bis 1949 absolvierte Bernhard Witte in Bonn (Leoninum) seinKommunionfeier in den 1960er Jahren Theologiestudium. Ab 04. September besuchte er das Priesterseminar in Aachen. Bischof Johannes van der Velden weihte Bernhard Witte im Dom zu Aachen am 17. Februar 1951 zum Priester (zusammen u.a. mit Pfarrer i.R. Richard Hahn). Seine erste Kaplansstelle trat der junge Priester Bernhard Witte Anfang 1951 in Mausbach an. Er war dort in der Pfarrei St. Markus tätig. Sein Einsatz, sein Engagement, seine Begabungen und seine Fähigkeiten stellte er dort täglich unter Beweis. Er war in Mausbach seinerzeit bei Jung und Alt gleichermaßen beliebt und geschätzt; er galt allgemein als Freund und bei manchen Jugendlichen als Idol. Heute noch besuchen seine ehemaligen Schüler und Jungministranten aus Mausbach das Grab von Bernhard Witte auf dem Friedhof in Uedelhoven.


Schwerpunkt seiner Kaplanszeit in Mausbach waren unter anderem die Organisation von Ausstellungen, der Aufbau des Büchereiwesens und der Einsatz in der schulischen Bildung und Arbeiten mit der Jugend. Kaplan Witte war bis 1960 in Mausbach tätig. Aus Dank und als Ehrenbezeugung wurde der Weg, der entlang der Mausbacher Kirche zum Pfarrhaus von St. Markus führt, im Jahre 2006 ‘Kaplan-Witte-Weg’ getauft.


Eine zweite Kaplansstelle trat Bernhard Witte im Jahre 1960 in Heinsberg an. Er war dort bis Sommer 1963 in der Pfarrei Sankt Gangolf eingesetzt. Schon lange war es ein Wunsch von Kaplan Witte, dass man ihm eine eigene Pfarrstelle übertrug. In der damaligen Zeit gab es kaum einen Mangel an Priestern und die meisten Pfarreien im Bistum Aachen verfügten noch über einen ‘eigenen’ Pfarrer. Anlässlich einer Familienfeier, so berichtete Bernhard Witte später, zeigte man auf einer alten Bistumskarte auf eine der südlichsten Pfarreien des Dekanates und man sagte ihm: ‘da kommst du einmal hin’. War es nun Scherz, Wunschtraum oder Vorahnung.... tatsächlich übertrug der Bischof von Aachen Kaplan Bernhard Witte am 17. August 1963 die Leitung der Pfarrgemeinde Uedelhoven-Ahrdorf. Dort wurde er am 24. November 1963 unter großer Teilnahme der Bevölkerung eingeführt.

Bernhard Witte im Arbeitszimmer im Pfarrhaus in Uedelhoven

Dechant Wiggers (Blankenheim) geleitete Pfarrer Witte zum "Empfangsbogen" an der Schule (in Uedelhoven), wo er von Pfarrer Gau (Lommersdorf) begrüßt wurde. Ebenso sprachen Lehrer Franz Josef Groß, Bürgermeister Josef Kau (Uedelhoven) und Matthias Jakobs (Ahrdorf) herzliche Worte zum Empfang und wünschten ihrem Pfarrherrn viel Glück und Erfolg in seinem neuen Aufgabengebiet. Viele Freunde und Verehrer brachten Pfarrer Witte nach Uedelhoven. Selten erlebte die Kirche einen solchen Andrang. "Das kleine Eifeldorf an der Südspitze des Bistums Aachen hatte am Sonntag sein Festkleid angelegt", berichtete die Zeitung im November 1963.


Von Oktober 1973 bis November 1983 war Pfarrer Bernhard Witte gleichzeitig auch als Dechant im Dekanat Blankenheim - Kronenburg verantwortlich. Während seiner Zeit als Pfarrer wurde er im Pfarrhaus in Uedelhoven von seiner treusorgenden Haushälterin Änne Röben verpflegt. Fräulein Änne stand bei Freud und Leid bis zu seinem Tode, am 04. Dezember 1989, an seiner Seite.


Soweit der Bericht aus dem "Üllewer Weckepeller", verbunden mit einem Dankeschön an Erwin Stein für die Recherche.


1988 feierte die Pfarrgemeinde das 25-jährige Priesterjubiläum von Bernhard Witte. Aus diesem Anlass fand am 11. November 1988 in der Kapelle eine hl. Messe unter Mitwirkung des Gesangvereins Dorsel statt. Anschließend gab es einen Empfang im Bürgerhaus, ebenfalls mit musikalischer Untermalung durch den Gesangverein Dorsel. Eine weitere große Veranstaltung fand in Uedelhoven statt. Die jeweils große Beteiligung der Bürger machte einmal mehr deutlich, wie beliebt Pfarrer Witte in der Pfarrgemeinde war.


Am 03.12.1989, dem Vorabend seines Todes, nahm Bernhard Witte noch an der Nikolausfeier und dem anschließenden Seniorentag im Bürgerhaus Ahrdorf teil.

Das Kreuz von Bernhard Witte

Der plötzliche Tod von Bernhard Witte löste in der Pfarrgemeinde große Trauer aus.


Die Beerdigung von Bernhard Witte fand am 8. Dezember 1989 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in der völlig überfüllten Pfarrkirche Uedelhoven statt. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof in Uedelhoven.


Das Kreuz, welches bis zur Errichtung des Grabsteins das Grab von Bernhard Witte geschmückt hatte, fand in Ahrdorf neben dem Ehrenmal für die am 11. September 1944 umgekommenen Ahrdorfer einen würdigen Platz. So bleibt die Erinnerung an den engagierten Pfarrer auch in Ahrdorf lebendig.


Schließen möchte ich diesen Bericht mit den für mich sehr bewegenden Worten, die Bernhard Witte sozusagen als Vermächtnis hinterlassen hat. Diese Worte wurden der Pfarrgemeinde im Vorfeld der Beerdigung durch Heinrich Reidt übermittelt, der vorübergehend die Leitung der Pfarrgemeinde übernommen hatte.


Die Worte von Bernhard Witte sind ein Zeugnis seines Glaubens und ein Aufruf an die Jugend, die ihm immer ganz besonders am Herzen lag.  

"Meine Seele empfehle ich der gütigen Barmherzigkeit Gottes, der mich zu seinem Diener berufen hat,
der innigen Fürbitte der allerseligsten Gottesmutter Maria, die mein Leben so oft sichtbar bestimmt hat,
meines Namenspatrons, des heiligen Bernhardus, der mir Vorbild im Priesterleben war,
dem Gebete aller, denen ich Seelsorger sein durfte...


Alle bitte ich um Verzeihung, die ich jemals gekränkt haben sollte, wie auch ich allen verzeihe, die mich betrübten.


Der mir anvertrauten Jugend möchte ich zuletzt zurufen: Haltet Christus und der Kirche die Treue ! Zeigt Euch bereit, durch Wort und Tat einzutreten für Gott und sein Reich ! Euer echt katholisches Leben soll Beispiel und Ansporn für alle Gutgesinnten sein.


Es lebe Christus,
der Herr unserer Zeit !’"

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