1979

Die Berichterstattung zum Seifenkistenrennen 1979 beginnt diesmal weit vor dem Rennen. Etwa fünf Monate vor Rennbeginn schockierte eine Nachricht die Menschen an der oberen Ahr und natürlich auch die Organisatoren des Seifenkistenrennens. Schirmherr Peter Reger war am 10. Dezember 1978 bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Auf der Heimfahrt vom Dienst zwischen Zingsheim und Keldenich war sein Auto mit einem auf der linken Fahrspur entgegenkommenden PKW zusammengestoßen. Er erlag im Krankenhaus Mechernich seinen Verletzungen.


Abgesehen von der menschlichen Tragödie musste ein neuer Schirmherr gefunden werden. Schließlich erklärte sich Toni Wolff, damals Bürgermeister der Gemeinde Blankenheim, dazu bereit, das Amt zu übernehmen.


Bei den Vorbereitungen des Rennens hatte sich derweil eine gewisse Routine eingestellt. Der Technik-Check verlief ohne Probleme, Plakate waren rechtzeitig verteilt worden, alle Vorbereitungen erledigt. Das Rennen konnte kommen.


Rennleiter war wieder Helmut Kracht, Streckensprecher Josef Jehnen. Als Treckerfahrer hat Helmut Kracht in seiner Chronik neben Peter Kleinhardt noch Günter Schmitz und Willi Pietsch genannt. Das Rote Kreuz aus Wesseling war wieder für die medizinische Versorgung zuständig.


Auch diesmal gab es wieder sechs Klassen:

Klasse Fahrzeuge Altersbeschränkungen
1 Kettcars 8 - 10 Jahre
2 Kettcars 11 - 14 Jahre
3 umgebaute Kettcars (Zwischenklasse) 8 - 14 Jahre
4 Seifenkisten 11 - 16 Jahre
5 Seifenkisten 17 - 21 Jahre
6 Seifenkisten 22 - 101 Jahre

Das Starterfeld stellte sich wie folgt dar:


  • Klasse 1: Frank Koch, Ralf Ruland, Silke Klinkhammer, Eric van Niessen, Matthias Keul
  • Klasse 2: Lutz Hockertz, Dietmar Setzer, Bruno Weber, Uwe Züll, Wilfried Krämer, Helmut Birk, Friedhelm Massong
  • Klasse 3: Werner Kirstgen, Udo Schmitz, Friedhelm Massong, Heike Klinkhammer, Heinz-Günter Ohlerth, Gitta Reetz, Heiko Herr, Frank Breuer, Alois Kirstgen
  • Klasse 4: Lutz Hockertz, Frank Ruland, Frank Breuer, Friedhelm Massong, Bruno Weber, Heinz-Günter Ohlerth, Udo Schmitz
  • Klasse 5: Hans-Josef Keul, Karl-Heinz Breuer, Friedhelm Zimmer, Richard Hess, Bernd Zimmer, Brigitte Kämmerling, Helmut Zimmer
  • Klasse 6: Erwin Keul, Heinrich Zimmer, Hermann-Josef Kreuer, Willi Pietsch, Günter Schmitz, Lou Hamers, Ria Decker, Ernst Luxen

Der Vormittag begann mit einer Panne. Plötzlich lief die Zeitnahme, obwohl kein Fahrer auf der Strecke war. Hektisch machte man sich auf die Suche nach dem Fehler. Bei solchen Unterbrechungen werden die Zuschauer schnell unruhig. Nicht jeder macht sich Gedanken über die Hintergründe und zeigt Verständnis. Die Strecke wurde abgegangen, jeder Meter Kabel überprüft. Plötzlich hatte man die Ursache gefunden. Ein Nager hatte ca. 20 cm Kabel abisoliert und dafür gesorgt, dass sich Plus- und Minuskabel berührten. Nun war das Problem schnell behoben.


Die Ergebnisse

Klasse 1:

Platz Name Vorname Zeit in Sek.
1 Klinkhammer Silke 88,62
2 van Niessen Eric 91,66
3 Keul Matthias 99,54
4 Koch Frank 99,96

Klasse 2:

Platz Name Vorname Zeit in Sek.
1 Hockertz Lutz 81,28
2 Züll Uwe 82,20
3 Setzer Dietmar 85,26
4 Birk Helmut 86,56

Klasse 3:

Platz Name Vorname Zeit in Sek.
1 Schmitz Udo 76,38
2 Herr Heiko 79,80
3 Breuer Frank 81,74
4 Klinkhammer Heike 81,98

Klasse 4:

Platz Name Vorname Zeit in Sek.
1 Herr Holger 133,86
2 Hilger Ralf 134,30
3 Ruland Frank 135,46
4 Ohlerth Heinz-Günter 139,18

Klasse 5:

Platz Name Vorname Zeit in Sek.
1 Keul Hans-Josef 130,16
2 Breuer Karl-Heinz 133,34
3 Hess Richard 138,74
4 Zimmer Bernd 131,42

Klasse 6:

Platz Name Vorname Zeit in Sek.
1 Keul Erwin 130,70
2 Kreuer Hermann-Josef 133,28
3 Pietsch Willi 137,42
4 Luxen Ernst 138,18

Erwin Keul wurde erneut Tagesschnellster. In seinem besten Lauf erzielte er eine Zeit von 64,32 Sekunden.

Erwin Keul


Der Mannschaftswettbewerb

Platz Mannschaft
1 Erwin Keul, Hans-Josef Keul, Bernd Zimmer, Frank Ruland
2 Heike Klinkhammer, Ralf Hilger, Holger Herr, Heiko Herr
3 Willi Pietsch, Silke Klinkhammer, Uwe Züll, Richard Hess
4 Karl-Heinz Breuer, Hermann-Josef Kreuer, Frank Breuer, Heinz-Günter Ohlerth

Der aufmerksame Leser wird bemerkt haben, dass Willi Pietsch, der nach der Dokumentation "Hallo Ahrdorf" 1978 seine Karriere beendet hatte, 1979 plötzlich wieder in der Statistik auftaucht. Den Grund dafür kenne ich leider nicht. Vielleicht ein Rücktritt vom Rücktritt. Das hat es ja auch schon in der Politik und in diversen Sportarten gegeben.


Dies und das

Besonderer Würstchenpokal für Toni Wolff


Toni Wolff hat sich als neuer Schirmherr gleich gut eingeführt. Nach dem Rennen fuhr er eine Sonderrunde auf der Seifenkiste von Heinz Fahs (die mit dem Fahrradlenker) Er meisterte die Fahrt bravourös und unfallfrei. Für seinen Mut wurde er unter dem Gelächter der zahlreichen Zuschauer mit einer Büchse Würstchen geehrt.


Einen anderen Würstchenpokal - eine Kette von Mettwürstchen - gab es laut Bericht von Helmut Kracht in seiner Dokumentation "Hallo Ahrdorf" für die schnellste Zeit in den Klassen 3 und 6 im dritten Durchlauf des Rennens.


Letztes Rennen für Heinrich Zimmer


Mit Heinrich Zimmer verabschiedete sich eine Legende vom aktiven Rennzirkus. Scholze Hein, wie er in Ahrdorf genannt wurde, war nicht nur ein begeisterter Rennfahrer. Er war auch Filmemacher, Organisator, Seifenkistenbauer, Helfer und noch vieles mehr. So stellte er, der gleich neben der Rennstrecke wohnte, seine Garagen als Werkstatt zur Verfügung und sein Haus als Unterkunft für die Rennleitung. Er war ein echtes "Original". Auf dem Foto, das zeigt, wie die Seifenkisten gerade zwischen Schikane Schlecht und Schikane Feriendorf hochgezogen werden, ist Hein auf der dritten Seifenkiste (mit der dunklen Brille) zu sehen.

Für sein letztes Rennen hatte er sich einiges ausgedacht: im ersten Lauf zog er einige Blechbüchsen hinter sich her, im zweiten Lauf fuhr er mit einer Armschiene, im dritten Lauf mit einem Kopfverband und einem Krankenwagen mit Blaulicht im Schlepptau. Diese originelle Art des Abschieds von seiner Fahrerkarriere war typisch für Heinrich Zimmer. Als Helfer und Filmemacher blieb er dem Seifenkistenrennen auch weiterhin erhalten. 


Das sagt die Presse

Die Kölnische Rundschau


Seifenkistenpiloten fuhren um die Wurst


In Ahrdorf sahen 2000 Besucher spannende Rennen.


VON JOHANN VOSSEN


Ahrdorf. Hochbetrieb herrschte am Sonntag im kleinen Dorf an der Ahr beim nun schon fast traditionellen Seifenkistenrennen. Schätzungsweise 2000 Besucher aus nah und fern lockte die Veranstaltung in den südlichsten Teil der Gemeinde Blankenheim. Bei annehmbarem Rennwetter gingen 25 Fahrzeuge an den Start und lieferten sich spannende Wettkämpfe bei der Jagd nach Sekunden.


Seit vier Jahren findet das Seifenkistenrennen in Ahrdorf statt und verhilft der Ortschaft zu steigender Beliebtheit. Ursprünglich mehr oder weniger als Kinderbelustigung gedacht, hat sich die Veranstaltung heute bereits zum Volksfest entwickelt. Imbißstand und Bierbrunnen gehören ebenso dazu wie eine echte Rennleitung, zahlreiche Ordner und DRG-Bereitschaft.


In der Gemeindeverbindung von Uedelhoven besitzt Ahrdorf die ideale Rennstrecke mit starkem Gefälle und engen Kurven, die den Piloten fahrerisches Können und ein gutes Quantum Mut abverlangen. Ahrdorfer Bürger und der verstorbene Gemeindedirektor Peter Reger waren die Initiatoren - nicht zuletzt auch als Attraktion für den Fremdenverkehr.


Echte Seifenkisten wie zu Opas Zeiten, richtige Holzkisten mit untergeschraubtem Kinderwagen-Fahrgestell gibt es kaum noch. Auch in Ahrdorf nicht, wo am Samstag die Jugend in den Klassen 1 bis 3 an den Start ging. Es starteten Kettcars oder umgebaute ähnliche Fahrzeuge, die von den Besitzern den Startbedingungen entsprechend mit vorschriftsmäßiger Lenkung und sicheren Bremsen ausgerüstet waren.


Die technische Sicherheit der Fahrzeuge wurde streng überprüft und hatte sich im vorgeschriebenen Training zu bewähren. Nach der Fahrzeugabnahme durften keinerlei Veränderungen mehr vorgenommen werden. Was für die Jugend galt, war erst recht für die Erwachsenen vorgeschrieben, die am Sonntag ab 15 Uhr in den Klassen 4 bis 6 an den Start gingen. Hier gab es nun schon "Kisten" zu bewundern, die einem Rennwagen ähnlicher waren als einer Seifenkiste, die aber trotzdem den vorgeschriebenen Normen voll entsprachen.


Auf der gut einen Kilometer langen Strecke vom Feriendorf bis zur Ortsmitte wurden erstaunliche Zeiten herausgefahren. Tagesschnellste waren in Klasse 4 Holger Herr (66,66 Sekunden), in Klasse 5 Hans Josef Keul (64,72 Sekunden) und in Klasse 6 Erwin Keul (64,32 Sekunden). Sie erhielten in ihrer Klasse auch den begehrten "Würstchenpokal" in Gestalt einer Riesen-Mettwurstkette.


Es fehlte auch nicht an humorvollen Einlagen. Heinrich Zimmer aus Ahrdorf brauste unter dem Beifall der Zuschauer mit "blutigem" Kopfverband über die Strecke, vorsorglich begleitet von einem DRK-Fahrzeug. Mit 51 Jahren war er der älteste Rennteilnehmer.


Spannung gab es zum Schluß der Veranstaltung gegen 17 Uhr, als der Ansager verkündete: ‘die Strecke vorsorglich nochmal zu räumen, es kommt noch ein Fahrzeug.’ Unter dem Beifall der Zuschauer brauste dann Bürgermeister Toni Wolff durch Ahrdorf, vorschriftsmäßig mit Sturzhelm und Handschuhen ausgerüstet. Er fuhr ‘außer Konkurrenz’ zum Gaudi seiner Gemeindebürger.


Toni Wolff war es auch, der die anschließende Siegerehrung vornahm. In den einzelnen Klassen wurde jeweils in drei Läufen gefahren, wovon die beiden besten gewertet wurden. Die Sieger:


Klasse 4: 1. Holger Herr (133,88 Sekunden), 2. Ralf Hilger (134,30), 3. Frank Ruland (135,46), 4. Heinz Günter Ohlert (139,38)
Klasse 5: 1. Hans Josef Keul (130,16), 2. Karl Heinz Breuer (133,34), 3. Richard Hess (138,74), 4. Bernd Zimmer (139,70)
Klasse 6: 1. Erwin Keul (130,70), 2. Hermann Josef Kreuer (133,28), 3. Willi Pitsch (137,42), 4. Ernst Luxen (138,18)


Als beste Mannschaft qualifizierte sich das Team Erwin und Hans Josef Keul, Frank Ruland und Bernd Zimmer. Einen "Würstchenpokal" gab es schließlich für Heinrich Zimmer als ältesten Fahrer und Toni Wolff als "Prominentenfahrer".




Der Kölner Stadt-Anzeiger


Die Dorfstraße in Ahrdorf war für zwei Tage Rennstrecke. Auf ihr wurde das fünfte Seifenkistenrennen ausgetragen. Es verlief fast ... (unleserlich)... im Vergleich zu den Rennen auf dem benachbarten Nürburgring.


Die Rennstrecke auf der Gemeindestraße von Uedelhoven nach Ahrdorf war aus organisatorischen Gründen um etwa 100 Meter auf 700 Meter verlängert worden. Die meisten der rund 500 Zuschauer drängten sich an einer scharfen Kurve (Anmerkung: die ‘Hubertushof-Kurve’). Die Außenseite war mit Strohballen und Sandsäcken gut gesichert. Das bewies sich als nützlich, weil einige Fahrer die scharfe Rechtskurve nicht schafften. Sie prallten gegen den Schutzwall und verloren wertvolle Sekunden, bis sie ihr Fahrzeug wieder auf der Bahn hatten.


Zu den 53 Teilnehmern gehörten auch zwei Fahrerinnen: Die junge Hausfrau Ria Decker und die 18jährige Brigitte Kämmerling, beide aus Ahrdorf. Heinrich Zimmer aus Ahrdorf war mit 54 Jahren der älteste Fahrer. Er war zum fünften Mal dabei. Im nächsten Jahr will er aber nicht mehr starten. Etwa die Hälfte der Teilnehmer waren auswärtige Seifenkistenfahrer, einige von ihnen kamen aus Köln, Bonn und Düsseldorf.

Das Seifenkistenrennen ist vor fünf Jahren eingeführt worden. Bis dahin war die Kirmes das einzige Ereignis im Dorfleben gewesen (Anmerkung: heute ist das SKR (fast) das einzige Ereignis im Dorfleben, denn die Kirmes gibt es längst nicht mehr). Der Verkehrsverein Blankenheim ist Ausrichter des Rennens. Doch die Organisation liegt in den Händen der Ahrdorfer. Mehr als 40 Ahrdorfer waren diesmal entweder als Fahrer oder Streckenpersonal im Einsatz.


Das Rennen am Samstag wurde auf handelsüblichen oder umgebauten Kettcars und auf selbstgebauten Seifenkisten gefahren. In der Kettcar-Klasse für acht bis zehnjährige Schüler siegte Silke Klinkhammer aus Holzmülheim vor Erik von Niessen aus Rösrath. In der Kettcar-Klasse für elf- bis vierzehnjährige Schüler fuhr Lutz Hockertz aus dem Nachbarort Dorsel die kürzeste Zeit. Auf den zweiten Platz kam Uwe Züll aus Kall. In einer Zwischenklasse für acht- bis 14jährige Schüler siegte Udo Schmitz aus Ahrdorf vor Heike Herr aus Kall.


Am Sonntag wurden dann die Seifenkistenrennen ausgetragen. In der Klasse für elf- bis 16jährige Jugendliche siegte Holger Herr vor Ralf Hilger, beide aus Kall. Auf den dritten Platz kam Ralf Ruland aus Ahrdorf. In der Junioren-Klasse war Hans-Josef Keul aus Ahrdorf der schnellste Fahrer. Es folgten Karl-Heinz Breuer aus Dorsel und Richard Heß aus Nettersheim. In der Seniorenklasse (ab 22 Jahre) siegte Erwin Keul aus Bonn vor Hermann Josef Kreuer aus Dorsel und Willi Pitsch aus Eicherscheid. Der Schirmherr des Rennens, Bürgermeister Toni Wolff aus Blankenheim, verteilte an beiden Renntagen die Preise.

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