2003

Das Programmheft des SKR 2003

Nachdem man im Jahre 2002 noch so einiges improvisieren musste, wurde die Organisation des SKR zunehmend professioneller. Für das Seifenkistenrennen 2003 erstellte man ein sehr schön gestaltetes Programmheft mit vielen nützlichen Informationen.


Neben der unvermeidlichen Werbung - irgendwie muss ja alles finanziert werden - erhielt der geneigte Leser zahlreiche Fakten rund um das SKR. Die Sieger des Vorjahres wurden erwähnt, ein kurzer Einblick in die Geschichte des SKR gegeben, die Strecke und das Reglement erläutert sowie die Teilnehmer aufgelistet.


Natürlich durfte auch ein Grußwort des Schirmherren - es war diesmal wieder der Bürgermeister der Gemeinde Blankenheim, Karl-Heinz Gatzen - nicht fehlen.


Es war schließlich auch ein besonderes Rennen, denn insgesamt fand das Ahrdorfer Seifenkistenrennen im Jahr 2003 zum zehnten Mal statt; ein kleines Jubiläum, das ruhig ein wenig gefeiert werden durfte.


Es gab auch einige Neuerungen. Die Mannschaftswertung wurde wieder eingeführt. Anders als früher, wo sich die Mannschaften von sich aus zusammenfanden, wurde diesmal gelost. Die besten Fahrer aus dem letzten Jahr bekamen drei Piloten aus dem übrigen Teilnehmerfeld des Sonntagsrennens zugelost. Die Auslosung, die am Samstagabend stattfand, sorgte für viel Erheiterung. Nicht immer freuten sich die "Mannschaftskapitäne" über den gerade zugelosten Fahrer und so gab es seitens der Kapitäne oder auch seitens der Zuschauer nach jedem Los so manche Bemerkung. Das Ganze wurde durch einen "Thekensprecher", im Jahre 2003 war das Ralf Ruland, moderiert.

Das Rennen

Alles war vorbereitet und es war wieder bestes Wetter vorhergesagt. Das Rennen konnte kommen. Auch die Presse hatte im Vorfeld über das SKR in Ahrdorf berichtet. Ein wenig reißerisch schreiben die Redakteure des Werbekuriers Euskirchen:


Tollkühne Piloten in "fliegenden" Kisten


10. Auflage des legendären Seifenkistenrennens in Ahrdorf.


Als Rennstrecke hat der Ort Ahrdorf eigentlich eine lange Tradition. Dort stürzen sich verwegene Piloten in ihren selbstgebauten Seifenkisten halsbrecherisch die Rennpiste hinunter.


Ihre Schleidener Kollegen sind da schon etwas moderater:


Auf die Plätze, fertig und Seifenkisten los!


Zum 10. Mal steigt am Samstag, 31. Mai und Sonntag, 1. Juni, in Ahrdorf ein Seifenkistenrennen. Das Rennen kann auf eine lange Tradition zurückblicken, wurde allerdings erst im vergangenen Jahr nach 20 Jahren Pause von sieben Männern wieder aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Nicht ganz ernst gemeinte Anmerkung von Ahrdorf.de: auch wenn das ein wenig an Schneewittchen und die sieben Zwerge erinnert: die sieben Zwerge waren es garantiert nicht. Immerhin ist schon alleine Markus Fahs knapp zwei Meter groß ;-)


"Hallo Ahrdorf" wird geboren


Das "Hallo Ahrdorf!", das der langjährige Streckensprecher und Rennleiter Helmut Kracht den Besuchern am Morgen vor den Rennen über  Lautsprecher entgegenrief, ist schon sprichwörtlich. Zur Entstehungsgeschichte dieser Begrüßung schreibt Helmut in seiner gleichnamigen Chronik:


Beim Aufbau der Rennleitung mit Installation der Lautsprecheranlage wurden natürlich Klang und Lautstärke der Anlage eingestellt. Bei mehreren Tests fiel dann der Satz "Hallo Ahrdorf".


Seitdem wurde samstags und sonntags das Rennen jeweils mit "Hallo Ahrdorf" eröffnet. Alle an der Rennstrecke antworteten: "Hallo Helmut".... Sonntagmorgen wurde auch schon mal mit "Guten Morgen Ahrdorf" und am Sonntagmittag mit "Mahlzeit Ahrdorf" begrüßt.


Eine weitere Änderung wurde verkündet. In der Mittagspause am Sonntag wurden alle Seifenkisten an das Schleppseil hinter dem Traktor gehängt und in die Hubertushof-Kurve gezogen. Dort konnten sich dann die interessierten Zuschauer die Fahrzeuge einmal im Detail anschauen und die ein oder andere Frage an die Fahrer richten.


Anders als bei den professionellen Seifenkistenrennen, bei denen auch Deutsche Meisterschaften ausgerichtet werden, hat man in Ahrdorf innerhalb des Reglements viel Gestaltungsspielraum, sodass jede Kiste irgendwie anders ist. Es ist immer wieder interessant zu sehen, was sich die Seifenkisten-Konstrukteure alles einfallen lassen, um ihr Fahrzeug zu verbessern. Manche, die nicht den Ehrgeiz haben, ganz nach vorne zu kommen, machen sich trotzdem die Mühe und legen vielleicht mehr Wert auf die Optik als auf die Funktionalität. Für die Zuschauer ist die Seifenkisten-Schau am Sonntagmittag jedenfalls immer eine gern gesehene Unterhaltung. Im Laufe der Jahre wurde diese Unterhaltung noch weiter ausgebaut. Doch dazu könnt ihr in den Berichten über die späteren Rennen mehr lesen.


Die Zahl der gemeldeten Teilnehmer für das Samstagsrennen (Kinderrennen) war relativ überschaubar und so verzichtete man auch diesmal auf die Klasse 1. Die Klasseneinteilung lautete wie folgt:

Klasse Fahrzeuge Altersbeschränkungen
1 Kettcars
2 Kettcars 6 - 15 Jahre
3 umgebaute Kettcars (Zwischenklasse) 8 - 15 Jahre
4 Seifenkisten 11 - 18 Jahre
5 Seifenkisten 18 - 40 Jahre
6 Seifenkisten 40 - 106 Jahre

Das Starterfeld stellte sich wie folgt dar:


  • Klasse 1: unbesetzt
  • Klasse 2: Florian Leyendecker, Tim Schlecht, Ruben Klar
  • Klasse 3: Kevin Schmitz, Hendrik Spindler, Pascal Hockertz, Ruben Klar
  • Klasse 4: Philipp Schlecht, Sahra Schröder, Michael Keul, Sven Miesen, Tobias Leyendecker, Maike Miesen
  • Klasse 5: Ralf Ruland, Bruno Weber, Markus Schleich, Marco Heyen, Markus Fahs, Alois Kirstgen, Christian Wagner, Christian Keul, Hermann Kirstgen, Herbert Radermacher, Matthias Keul, Elmar Schröder, Lutz Hockertz, Joachim Mauren, Alexander Langen, Marco Michels, Andreas Hockertz
  • Klasse 6: Georg Luxen, Edwin Weber, Peter Schröder, Dieter Wagner, Rudi Hockertz, Dietmar Schlecht, Bernd Zimmer, Willi Schnurrbusch, Hans-Josef Keul, Klaus Schleich


Das Wetter war an beiden Tagen wieder hervorragend, was nicht nur Vorteile hatte. Vor dem ersten Wertungslauf beim Sonntagsrennen zählte das Zählwerk plötzlich durch und ließ sich nicht mehr stoppen. Der Fehler war schnell gefunden: die Technik war der Sonne ausgesetzt gewesen und durch die Mittagshitze hatte sich eine Lötstelle gelöst und einen falschen Impuls gegeben.


Die Ergebnisse

Klasse 2:

Platz Name Vorname Zeit in Sek.
1 Schlecht Tim 87,04
2 Leyendecker Florian 90,20
3 Schnurrbusch Nico 156,02
4 ----- ----- -----
Die Siegerehrung der Klasse 2

Klasse 3:

Platz Name Vorname Zeit in Sek.
1 Schmitz Kevin 77,24
2 Spindler Hendrik 83,86
3 Hockertz Pascal 85,34
4 Klar Ruben 94,92

Klasse 4:

Platz Name Vorname Zeit in Sek.
1 Leyendecker Tobias 71,08
2 Keul Michael 71,24
3 Schlecht Philipp 72,62
4 Schröder Sahra 75,74
Die Siegerehrung der Klasse 4

Auf dem nachfolgenden Foto sind alle Gewinner (Plätze 1 bis 4) aus den Samstagsrennen vereint:

Die Gewinner der Klassen 1 bis 4

Klasse 5:

Platz Name Vorname Zeit in Sek.
1 Ruland Ralf 113,64
2 Schleich Markus 114,06
3 Langen Alexander 115,22
4 Kirstgen Hermann 115,96

Klasse 6:

Platz Name Vorname Zeit in Sek.
1 Schlecht Dietmar 112,66
2 Schleich Klaus 114,01
3 Keul Hans-Josef 115,30
4 Wagner Dieter 115,96
Die Siegerehrung der Klasse 6

Tagesschnellster wurde Dietmar Schlecht mit einer Bestzeit von 56,24 Sekunden, die Rote Laterne ging an den ältesten Fahrers aus dem Teilnehmerfeld: Rudi Hockertz. Die Ergebnisse der Mannschaftswertung lauteten wie folgt:

Platz Mannschaft Wertungszeit in Sek.
1 Markus Schleich, Dieter Wagner, Herbert Radermacher 352,56
2 Hans-Josef Keul, Edwin Weber, Lutz Hockertz 361,38
3 Georg Luxen, Andreas Hockertz, Alois Kirstgen 362,91
4 Hermann Kirstgen, Elmar Schröder, Peter Schröder 365,82

Die Wertungszeit wurde berechnet, indem man die Zeiten aus den zwei besten Wertungsläufen jedes Mannschaftsmitglieds addierte. In der Mannschaftswertung sind alle Pokale als Wanderpokale ausgeführt, die dann im nächsten Jahr wieder neu vergeben werden.


Das sagt die Presse

Die Kölnische Rundschau


Auf zwei Reifen durch die Kurven


Ahrdorfer Seifenkistenrennen boten echte Grand-Prix-Atmosphäre


Ahrdorf. Trotz 24-Stunden-Rennens am Nürburgring und Formel-1 Grand-Prix in Monaco - in Ahrdorf standen am Wochenende nur PS-lose Boliden im Mittelpunkt, mit denen am Sonntag gut 30 Fahrer um die Wette die gut 650 Meter lange Gefällstrecke hinunter bretterten.


Das Rasante Spektakel begann bereits am Samstagnachmittag mit den Läufen der Jugendlichen. In der Altersklasse von 11 bis 15 Jahren siegte Tim Schlecht vor Florian Leyendecker und Nico Schnurrbusch, die mit handelsüblichen Kettcars ohne Kette starteten.


In der Rennklasse von 16 bis 18 Jahren hatte Kevin Schmitz die Nase vorn, gefolgt von Ruben Klar. Bei den Läufen mit selbst gebauten Seifenkisten gewann Tobias Leyendecker vor Michael Keul und Philipp Schlecht.


Anschließend stand das freie Training der Seifenkistenpiloten auf dem Programm, die sich für das Rennen schon mal mit den Tücken der Strecke vertraut machen konnten. Vor allem die rechtwinklige Kurve am Hubertushof forderte den Fahrern alles ab, denn ein "Ausritt" in die eigens installierte Leitplanke hätte fatale Folgen für die Zeit mit sich gebracht.


Zu vermeiden galt es zudem die mit zwei Strafsekunden dotierten Fehlerpunkte, die beim "Abräumen" von Pylonen in den beiden Schikanen vergeben wurden. Damit die Fahrer auch Unfälle unbeschadet überstehen konnten, hatte die Rennleitung die ganze Strecke mit ausrangierten Autoreifen und in Müllsäcke gekleidete Polster präpariiert. Die Piloten sicherten sich selbst mit Motorradkombis und Integralhelmen.


Mit 50 bis 70 Stundenkilometern sausten die Seifenkisten die Piste mit ihrer elfprozentigen Steigung im Kampf gegen die unerbittliche Stoppuhr hinab. Wie schon vor mehr als 20 Jahren, als in Ahrdorf die ersten Rennen gefahren wurden, gab es auch am Wochenende wieder die vielfältigsten Gefährte zu bewundern. Ob mit großen Windabweisern und Spoilern versehen, mit vier Rädern an der Hinterachse bestückt oder gar mit den Pneus eines ausrangierten Ford Fiesta unter dem Hintern - die Piloten ließen es in den drei Durchgängen richtig krachen und durchfuhren manche Kurve auf gerade mal zwei Rädern.


Drei Durchgänge galt es zu bewältigen, von denen die beiden besten in die Wertung eingingen. Mit Hilfe eines Traktors wurden die Gefährte nach den jeweiligen Läufen bequem zurück zum Ausgangspunkt des Rennens, dem Startplatz nahe des Feriendorfs, gezogen.


Der Kölner Stadt-Anzeiger


Mit 62 Jahren ging Senior Rudi Hockertz an den Start. Mit „Rudi, Rudi“-Rufen feuerten ihn die Schlachtenbummler an.


Blankenheim-Ahrdorf - „Machen Sie die Rennstrecke frei, gehen Sie hinter die Leitplanken“, tönte es am Wochenende in Ahrdorf immer wieder mahnend aus den Lautsprechern. Denn mitten in dem kleinen, beschaulichen Ort war ausnahmsweise einmal Raserei angesagt. Und dies sozusagen systematisch: Insgesamt 14 Kettcars sowie über zwei Dutzend Seifenkisten versuchten immer wieder, neue Bestzeiten aufzustellen.


„Die fahren alle auf der letzten Rille“, urteilte Organisator Markus Fahs über seine Konkurrenten. Denn die gefahrenen Zeiten waren allesamt schneller als noch bei der Wiederbelebung des traditionellen Renn-Spektakels im letzten Jahr. „Bei der letzten Austragung erreichten lediglich zwei Rennfahrer eine 57er Zeit, dieses Jahr sind es schon eine ganze Reihe“, berichtete einer der einheimischen Renn-Cracks. Die besagten 57 Sekunden benötigten die schnellsten Steuerkünstler für die anspruchsvolle Strecke, die 650 Meter lang war.


Der Start lag am Feriendorf in Ahrdorf, dann ging es durch zwei Schikanen und durch die enge Kurve an der Rennleitung vorbei bis ins Ziel. Der Höhenunterschied betrug rund 70 Meter. An der schnellsten Stelle zwischen der Schikane „Feriendorf“ und der Schikane „Schlecht“ wurde eine Spitzengeschwindigkeit von 70 Stundenkilometern erreicht.


Für die jugendlichen Kettcarfahrer war die Rennpiste auf 250 Meter verkürzt worden. Der Gesamtsieger Tobias Leyendecker aus Ahrdorf gewann nach drei Läufen, von denen die beiden schnellsten gewertet wurden, mit einer Gesamtzeit von 71,08 Sekunden. Im schnellsten Lauf hatte er eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 25,34 Stundenkilometern erreicht. Michael Keul und Philipp Schlecht, beide ebenfalls aus Ahrdorf, belegten die Plätze zwei und drei.


Wesentlich flotter ging es dann bei den erwachsenen Profis zu. Seit dem letzten Rennen hatten die Fahrer so manche Stunde in ihren Werkstätten zugebracht, um ihre rollenden Kisten durch Umbauten schneller zu machen.


Besonders fiel die Seifenkiste von Markus Fahs auf. Denn er steuerte sein Gefährt nicht mit einem Lenkrad, sondern mit einem Fahrradlenker. „So ist mein Vater schon bei früheren Rennen gefahren“, berichtete er. Mit dem Fahrradlenker lasse sich die Seifenkiste besser durch die Schikanen lotsen, erläuterte er. In den Kurven sei der Lenker allerdings von Nachteil, dort sei ein Lenkrad besser.


Den Zuschauern, die sich in der engen Kurve am Richtertisch drängten, war es ziemlich egal, mit welcher Technik die Piloten um die Kurve zischten. Jedes Mal, wenn eine Seifenkiste mit Gequietsche vorbeischoss, ging ein Raunen durch die Menge.


Nur bei einem Piloten gab es zunächst allerlei spöttische Bemerkungen. Denn Rennleiter Helmut Kracht kündigte den 62-jährigen Rudi Hockertz aus Antweiler (Kreis Ahrweiler) als Senior des Wettbewerbs an. „Der sammelt bestimmt unterwegs die Pylonen ein“, meinte ein Zuschauer spöttisch, als der rasende Senior auch etlichen Sekunden nach dem Start noch nicht zu sehen war.


Doch als er dann um die Ecke flitzte, tönten „Rudi, Rudi“-Rufe aus derselben Ecke, in der kurz zuvor noch über ihn gewitzelt worden war.

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