Das Starterfeld wurde immer größer und so musste man auch die Technik anpassen. Ein langes Abschleppseil wurde beschafft, an dem alle 2,5 Meter ein Haken angebracht war. So konnte man in einer Runde bis zu 15 Rennfahrer mit ihren Seifenkisten zum Start hochziehen.
Auch die Zeitnahme war verbessert worden. Es gab eine Zeitmessung, die beim Verlassen der Startrampe ausgelöst wurde und am Ziel stoppte. Nachteil: jetzt musste vom Start bis zum Ziel nicht nur ein Kabel für die Telefonverbindungen, sondern auch noch eines für die Zeitnahme verlegt werden. Aber den Organisatoren war kein Aufwand zu groß, um die Technik weiter zu optimieren. Das ist übrigens bis zum heutigen Tag so.
Drei Wochen vor dem Rennen wurde alles getestet. Die Tests zogen sich über einen ganzen Tag, doch am Ende funktionierte alles perfekt. Das Rennen konnte kommen.
Aus gesundheitlichen Gründen musste Hugo Stiegler als Schirmherr zurücktreten. Neuer Schirmherr wurde Peter Reger, Rennsportfan und Gemeindedirektor der Gemeinde Blankenheim.
Neue Eintrittsfähnchen wurden bestellt, ein Programmheft erarbeitet und als zusätzliche Einnahmequelle entdeckte man das Mechandising. Man orderte bei der Firma Beiten aus Unkental 50 Rennkappen mit der Aufschrift "Seifenkistenrennen Ahrdorf". Ich erinnere mich auch daran, dass es Aufkleber mit dieser Aufschrift gab. Die Kappen waren im Nu vergriffen, sodass man nochmal nachbestellen musste.
Das genaue Jahr der Aufnahme ist mir leider nicht bekannt aber so sah es damals im Ziel aus. Die Herren am Ziel waren v.l.n.r. Erwin Keul, Heinz Fahs, Günter Schmitz, Willi Keul und Hermann-Josef Gerards. Im Vordergrund sieht man die Autofelge mit der Halterung für die Lichtschranke, die beim Durchfahren die Zeit stoppte. Erwin trägt übrigens eine der oben erwähnten Rennkappen. Im Hintergrund erkennt man noch den mittlerweile längst abgebauten Transformator von Ahrdorf. Hermann-Josef telefoniert mit einem der Feldtelefone, Willi sitzt an der Zeitnahme und Günter fungiert als Schreiber. Das Foto wurde beim Samstagsrennen der Kinder aufgenommen, Erwin und Heinz waren in dem Falle wohl als interessierte Zuschauer dabei.
Dieses Foto stammt auch eher aus einer späteren Zeit. Eine Seifenkiste steht am Start und der Fahrer wartet auf die Freigabe. Dahinter steht das restliche Starterfeld und hofft, bald an der Reihe zu sein, denn kurz vor dem Start ist der Zeitpunkt der höchsten Anspannung für die Fahrer. Man ist dann einfach froh, wenn es losgeht. Diensthabende an diesem Tag waren Willi Mahlberg (am Telefon) und Sebastian Keul.
Zum Reglement: Bei dem Rennen im Jahr 1977 gab es zum ersten Mal fünf Klassen.
Die ersten drei Klassen starteten am Samstag. Nach dem Rennen der Samstagsklassen gab es noch ein freies Training für die Klassen 4 und 5. Wer von den Fahrern der großen Seifenkisten also vor dem Renntag schon mal etwas ausprobieren wollte, konnte das am späten Samstagnachmittag tun.
Am Sonntag ging es dann für die Klassen 4 und 5 um die Wurst bzw. um die Pokale. Die genaue Einteilung der Klassen lautete wie folgt:
Das Starterfeld umfasste 52 Fahrerinnen und Fahrer:
- Klasse 1: Ingo Klemp, Marion Ruland, Wilfried Krämer, Dirk Otte, Werner Kirstgen, Arno Gebauer, Joachim Schröder
- Klasse 2: Hans-Gerd Weber, Willi Birk, Joachim Nelles, Detlef Klemp, Bruno Weber
- Klasse 3: Holger Herr, Detlef Klemp, Udo Schmitz, Ralf Hilger, Ingo Klemp, Helmut Birk, Manfred Jehnen, Gitta Reetz
- Klasse 4: Lutz Hockertz, Frank Ruland, Frank Breuer, Bernd Zimmer, Detlef Klemp, Dietmar Schlecht, Karl-Heinz Breuer, Hans-Josef Keul, Bruno Weber, Hans-Gerd Weber, Ralf Löhning, Ulrich Fahs
- Klasse 5: Ernst Luxen, Erwin Keul, Georg Luxen, Günter Schmitz, Heinrich Zimmer, Willi Pietsch, Hans-Josef Breuer, Agnes Otte, Erwin Klemp, Klaus-Peter Klemp, Heinz Fahs, Manfred Hansen, Rudi Hockertz, Hermann-Josef Kreuer, Hans Johnen, Friedhelm Zimmer, Helmut Zimmer, Hermann Stähler
Es fällt auf, dass es auch diesmal wieder Doppelt- und sogar Dreifachstarter gab.
Die Ergebnisse
Erwin Keul wurde Tagesschnellster. In seinem besten Lauf fuhr er eine Zeit von 59,30 Sekunden.
Der Mannschaftswettbewerb
Geehrt wurden auch die beiden ältesten Rennfahrer, Heinrich Zimmer und Alfred Schmitz. Alfred war der Schnellere der beiden Piloten und bekam dafür als Preis einen Liter Motoröl.
Dies und das
Familie Schmitz und ich
Ich hatte es im Bericht für das SKR 1976 schon mal erwähnt. Die Mannschaften wurden bei den damaligen Rennen nicht gelost, sondern fanden sich zusammen. Ich durfte die Seifenkiste von Familie Schmitz nutzen und auch in deren Mannschaft mitfahren. Dafür war ich außerordentlich dankbar und das nicht nur, weil die Seifenkisten, die Alfred mit seinem ältesten Sohn Günter baute, sehr schnell waren. Es war auch eine schöne Gemeinschaft, die ich sehr geschätzt habe. Das nachfolgende Bild zeigt unsere Mannschaft (v.l.n.r. Günter Schmitz, Udo Schmitz, Alfred Schmitz und ich) mit den beiden Seifenkisten und den Pokalen, die die Mitglieder unserer Mannschaft 1977 gewonnen hatten.
Das sagt die Presse
Die Kölnische Rundschau
Favoriten in Eigenbauten: Kleine Renner zogen Hunderte nach Ahrdorf
Silbern blitzende Pokale und handgeschriebene Urkunden winkten ihnen als Lohn. Als Preis für die Geschicklichkeiten, den Mut und die Ausdauer, die es erforderte, als schnellster in einem Kett-Car oder einer Seifenkiste durch Ahrdorfs Straßen gerollt zu sein.
In fünf Klassen standen diese Pokale und Urkunden bereit. Für die acht- bis zehnjährigen Kett-Car-Fahrer, für die 8-14jährigen in veränderten Kett-Cars sowie die 11- bis 16jährigen und 17- bis 101-jährigen Fahrer von Seifenkisten.
Die einen waren schnell, andere schneller und nur fünf am schnellsten. Sie fanden sich am Schluß der Veranstaltung auf dem berühmten Treppchen wieder, das bei fast jeder Sportveranstaltung aufgebaut ist und auf dem man über die übrigen Mitstreiter hinwegragt. Nach der noch nicht so stark besuchten Veranstaltung am Samstagnachmittag zog es Sonntag zu den Rennen der größeren Hunderte von Besuchern. Schließlich ist ein Seifenkistenrennen nicht in jedem Ort zu finden. Jungen und Mädchen, Männer und Frauen aus angrenzenden Orten, aber auch aus Köln, Bonn und Wesseling rollten ihre schnellen Kett-Cars oder ihre teilweise rennwagenähnlichen Seifenkisten an den Start.
Viele jagten schon bei den zwei vorangegangenen Veranstaltungen in den beiden letzten Jahren durch Ahrdorfs Straßen, einige waren erst in den letzten Tagen fertig geworden. Wie die Kollegen aus dem Motorsport hatten auch sie feste Regeln zu beachten. Strenge Abnahmekommissare achteten darauf, daß auch die Bremsen funktionierten, daß die Maße stimmten und nicht zu große Reifen aufgezogen waren. Drei Läufe durfte jeder absolvieren. Zwischendurch ging’s, zum Gaudi aller, vom Traktor gezogen wieder bergauf.
Der Kölner Stadt-Anzeiger
Plumeau-Lady mischte mit: Die flotten Flitzer beeindruckten beim Seifenkistenrennen
Sie kamen aus Köln, Bonn, Düsseldorf und dem gesamten Gebiet des Kreises Euskirchen, um eine Attraktion besonderer Art mitzuerleben: Die vielen Zuschauer, die am Samstag und Sonntag beim Seifenkistenrennen in Ahrdorf an der Strecke waren, kamen dann auch voll auf ihre Kosten. Zwei Tage lang jagten Kettcars und selbstgebaute Seifenkisten die abschüssige Dorfstraße von Ahrdorf hinunter. Verbissen kämpften die Fahrer der schnellen Flitzer um hundertstel Sekunden.
Zum dritten Mal veranstaltete der Seifenkistenverein Ahrdorf, der einzige weit und breit, ein Seifenkistenrennen. Dies geschah in Zusammenarbeit mit dem Kur- und Verkehrsverein Oberahr, der dem Verein beim ‘Schreibkram’ behilflich gewesen war. Die Schirmherrschaft für die Veranstaltung hatte Blankenheims Gemeindedirektor Peter Reger übernommen.
Die Zahl der Teilnehmer an dem zweitägigen Wettbewerb hatte die Erwartungen der Rennleitung weit übertroffen. Etwa 55 Kinder, Jugendliche und Erwachsene gingen in ihren flotten Flitzern an den Start. Während am Samstag hauptsächlich handelsübliche Kettcars auf die Strecke gingen, flitzten am Sonntag selbstgebaute ‘Kisten’ an den Zuschauern vorbei, die zu Hunderten die Strecke säumten.
Die Rennleitung mit Helmut Kracht, Friedhelm Gesen, Rolf Schmitz und Heinz Fahs waren ganz auf Sicherheit bedacht. Bevor die ‘Rennwagen’ starten durften, mußten sie sich einer scharfen Kontrolle unterziehen. Fahrzeuge mit unzureichenden Bremsen oder defekter Lenkung durften nicht auf die Strecke. Eine große Anzahl von Streckenposten sorgte für die Sicherheit der Zuschauer.
Zu bewundern war der Einfallsreichtum der Wagenbauer. Mehrere Nachbildungen von Formel-1-Fahrzeugen waren vertreten. Ohne Motorkraft mußten die Seifenkisten die Piste bewältigen. Wohl dem, der durch Rückenwind einige hundertstel Sekunden herausschlagen konnte. In der Seifenkistenklasse wurden Geschwindigkeiten bis zu 80 Stundenkilometern gefahren.
Um jedem Teilnehmer die gleichen Voraussetzungen zu bieten, war erstmals das Pflichttraining eingeführt worden. Viel Beachtung fand Agnes Otte aus Dollendorf, die als einzige Amazone an den Start gegangen war. Um an die Bremsen der Seifenkiste zu kommen, mußte sie sich eines Kissens im Rücken bedienen. Streckensprecher Helmut Kracht kündigte Agnes Otte darum als Plumeau-Lady an.