1975

Saisonausklang an der Oberahr: das erste Seifenkistenrennen in Ahrdorf

Am 2. August 1970 wurde in der Gemarkung "Auf Busch" der Grundstein für das Feriendorf Ahrdorf gelegt.


Rund 5 Jahre später war der erste Bauabschnitt fertig. Die feierliche Einweihung fand am Wochende des 4. und 5. Oktober 1975 unter der Überschrift "Saisonausklang an der Oberahr in Ahrdorf" statt. Wenn man die heutigen Marketinginstrumente betrachtet, wirken die handgemalten Plakate etwas hemdsärmelig aber man musste auch damals schon auf die Kosten achten. 


Dieses Fest war jedenfalls die Geburtsstunde des Ahrdorfer Seifenkistenrennens. Mit Unterstützung des Verkehrsvereins Blankenheim hatte man eine tolles Veranstaltungswochenende zusammengestellt, dessen Höhepunkt das Seifenkistenrennen am Sonntag war. Damals ahnte man sicher noch nicht, dass es noch mehr als 20 weitere Rennen geben sollte.


Angefangen von der Festlegung der Rennstrecke muss vor einem ersten Rennen einiges überlegt, entschieden und organisiert werden. Die Rennstrecke begann damals auf einer Landstraße in Richtung Uedelhoven. Am damaligen Startpunkt gibt es heute, bedingt durch eine spätere Flurbereinigung, keine Straße mehr. 


Wegen des relativ geraden Anfangsstücks wurde damals eine Startrampe gebaut, von der die Piloten starteten. Auch die Kinder starteten beim Rennen von ganz oben, was aber bereits 1976 aufgehoben wurde. 


Damit die Fahrer nicht zu halsbrecherisch unterwegs waren, wurden drei Schikanen eingebaut, die die Piloten zum Abbremsen zwingen sollten. Die ersten beiden Schikanen positionierte man in der Nähe des Feriendorfs und eine weitere unweit des Hauses der Familie Schlecht. Die Namen "Feriendorf-Schikane" und "Schlecht-Schikane" haben sich bis heute erhalten.


Trotz der Schikanen waren natürlich Unfälle nicht ausgeschlossen und so platzierte man an den gefährlichen Stellen Strohballen, Reifen und Plastiksäcke, damit die "Landung" der Fahrer im Falle des Falles möglichst sanft erfolgte. Besonders die Hubertushof-Kurve, die in einem Winkel von fast 90 Grad verläuft, hat es in sich und bedarf einer besonders dicken Polsterung. Sicherheit ist oberstes Gebot und diese Prämisse zieht sich durch alles bisherigen Seifenkistenrennen.

Die Rennfahrer wurden in vier Klassen eingeteilt:

Klasse Fahrzeuge Altersbeschränkungen
1 Kettcars 8 - 11 Jahre
2 Kettcars 12 - 15 Jahre
3 umgebaute Kettcars (Zwischenklasse) 16 - 18 Jahre
4 Seifenkisten 19 - 110 Jahre

Das mit den "110 Jahren" war sicherlich nicht ganz ernst gemeint. Der mit damals 102 Jahren älteste Bewohner von Ahrdorf, Heinrich Beiten (der eigentlich nicht in Ahrdorf, sondern in Uedelhoven wohnte), sollte auch die Gelegenheit bekommen, mitzufahren. Von dieser Möglichkeit hat er allerdings keinen Gebrauch gemacht.


Die Vorgaben für die Seifenkisten waren damals fast wie heute. Auch richtige Bremsen, eine sichere Lenkung (also keine Kordeln oder Seile), Überrollbügel und Sicherheitsgurte waren bereits Pflicht. Alle Fahrer hatten mit Helm, Handschuhen und angemessener Kleidung an den Start zu gehen.


Pokale gab es für die Plätze 1 bis 3. Zusätzlich zu den addierten Zeiten aus zwei Wertungsläufen wurde noch der Tagesschnellste ermittelt, also der Fahrer, der die absolut schnellste Zeit aus einem Lauf gefahren hatte. Der Wanderpokal dafür wurde allerdings erst 1976 vom damaligen Schirmherren des Rennens, Hugo Stiegler, gestiftet. Hugo Stiegler war ein Unternehmer aus Duisburg, der in Ahrdorf auch die Jagd gepachtet hatte und im Ort an vielen Stellen unterstützt hat.


Neben diesen "offiziellen" Preisen gab es noch Sachpreise, die durch Sponsoren finanziert wurden. Die Urkunden für die Sieger waren handgeschrieben.


Am Sonntagmorgen vor dem Rennen wurde die Strecke gereinigt. Mit einem Besen wurden Steinchen, loser Sand oder Dreck entfernt, sodass alle Fahrer optimale Bedingungen hatten. In späteren Rennen übernahm die Gemeinde Blankenheim mit Kehrmaschinen diese Aufgabe. Die Seifenkisten und Kettcars wurden übrigens nicht - wie heute - mit einem Traktor zum Start hochgezogen, sondern mit einem VW-Bus mit Ladefläche. Auf dieser wurden dann auch schon mal die Kettcars transportiert. Leider gibt es kaum bekannte Fotos der ersten Rennen aber auf einem Super-8-Film aus jener Zeit kann man das gut sehen. Auf dem Film sieht man auch, dass die Zuschauer damals relativ nah an der Strecke standen. Auch das wäre heute undenkbar. 


Das Starterfeld umfasste 28 Fahrerinnen und Fahrer:


  • Klasse 1: Lutz Hockertz, Frank Breuer, Ingo Klemp, Detlef Klemp, Astrid Wolf, Günter Wacker, Helmut Birk, Melanie Förster
  • Klasse 2: Bernd Zimmer, Frank Ruland, Karl-Heinz Breuer, Hans-Gerd Weber
  • Klasse 3: Helmut Zimmer, Friedhelm Zimmer, Rolf Schmitz, Richard Luxen
  • Klasse 4: Ernst Luxen, Erwin Keul, Georg Luxen, Günter Schmitz, Heinrich Zimmer, Willi Pietsch, Hans-Josef Breuer, Klaus-Peter Klemp, Heinz Fahs, Werner Hansen, Hermann Zimmer, Werner Zimmer


Um 10 Uhr begannen die Trainingsläufe, um 14 Uhr das Rennen.


Nach dem letzten der drei Wertungsläufe lautete das Ergebnis wie folgt:


Klasse 1:

Platz Name Vorname Zeit in Sek.
1 Breuer Frank 182
2 Klemp Detlef 200
3 Hockertz Lutz 222
4 Wacker Günter 227


Klasse 2:

Platz Name Vorname Zeit in Sek.
1 Breuer Karl-Heinz 174
2 Ruland Frank 191
3 Zimmer Bernd 196
4 Weber Hans-Gerd 241


Klasse 3:

Platz Name Vorname Zeit in Sek.
1 Luxen Richard 183
2 Schmitz Rolf 200
3 Zimmer Friedhelm 257
4 Zimmer Helmut nur 1 Wertungslauf


Klasse 4:

Platz Name Vorname Zeit in Sek.
1 Pietsch Willi 160
2 Fahs Heinz 161
3 Keul Erwin 162
3 Schmitz Günter 162
4 Luxen Georg 173

Es gab also zwei dritte Plätze. Erwin Keul und Günter Schmitz hatten in der Addition der besten zwei Wertungsläufe die exakt gleiche Zeit. Tagesschnellster wurde mit einer Zeit von 70 Sekunden Willi Pietsch.


Allen hatte es Spaß gemacht und so entschied man, im folgenden Jahr erneut ein Seifenkistenrennen auszurichten. Allerdings würde es ein paar Veränderungen geben.


Zum Schluss noch ein Zeitungsartikel vom 9. Oktober 1975

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