Die Kölnische Rundschau
Trotz Schikanen fuhren ‘Piloten’ mit ihren Seifenkisten 80 km/st: Mehrfach wurde der Bürgersteig "rasiert" - Einer Zuschauerin brach der Zeh
Zwei Tage lang stand der kleine Ort an der Oberahr im Zeichen der Seifenkisten. Während des Rennens am Wochenende war der Ort für den Durchgangsverkehr hermetisch abgeriegelt.
Dichtgedrängt standen die zahlreichen Zuschauer an der 800 Meter langen Strecke und verfolgten das Renngeschehen. Die parkenden Autos waren bis hinunter an den Flußlauf der Ahr abgestellt. Der Veranstalter hatte mit größter Mühe die Rennpiste hergerichtet. Vor allen Dingen waren umfangreiche Sicherheitsmaßnehmen durchzuführen. Dicke Holzbalken, Autoreifen und Puffertüten sicherten die Strecke von den Zuschauern ab.
Immerhin erreichten die Piloten eine Geschwindigkeit zwischen 60 und 80 Stundenkilometern, und so verlor auch ein Fahrer in einer scharfen Rechtskurve die Gewalt über sein Seifenkistchen und fuhr einer Zuschauerin über den Zeh. Mit einem Gipsfuß stand die Zuschauerin nachmittags wieder an der Strecke.
Die meisten Zuschauer hielten sich in der scharfen Rechtskurve gleich neben dem Bierbrunnen auf. Hier verloren auch viele Piloten die Gewalt über ihre Fahrzeuge und karambolierten mit der Seitenbegrenzung. Kriminell wurde es immer dann, wenn der 17jährige Dieter Schlecht auf der Rennstrecke war. Die Rennleitung riet dann, auf keinen Fall auf die Piste zu gehen, denn Dieter Schlecht genannt "Muff" kämpfte um jeden Zentimeter Boden, dabei rasierte er auch mehrfach den Bürgersteig.
Immerhin sah die Rennleitung in diesem Jahr einen verbesserten "Muff" am Start. Im vorigen Jahr hat der 17jährige kein einziges Rennen ohne Karambolage beenden können (Anmerkung von Ahrdorf.de: das hat sich bei den Seifenkistenrennen der Neuzeit, also ab 2002, deutlich verändert, denn von 2002 bis 2004 hat Dieter jeweils den ersten Platz geholt).
Gestartet wurde in 6 Klassen. Jeweils der Zeitschnellste und der Sieger jeder Klasse erhielten einen Pokal und eine Wurstkette als Preis. Auf den folgenden Plätzen bis Platz drei gab es noch Pokale. Auch der frischgebackene Gemeindedirektor Hans Henn probierte sich als Seifenkistenpilot. Vorsichtshalber empfing er von Dechant Witte aus Uedelhoven einen Sturzhelm und den kirchlichen Segen. Längst ist die Veranstaltung in Ahrdorf kein Rennen unter Einheimischen mehr. Immer häufiger melden sich Teilnehmer aus der näheren und ferneren Umgebung zum Seifenkistenrennen an. Neben Kölnern und Bonnern waren vor allem viele Kaller am Start. Die Teilnehmer mußten ihre Rennwagen selbst mitbringen. Erlaubt waren Kettcars wie im Handel erhältlich, jedoch ohne Kette, umgebaute Kettcars und Seifenkisten Marke Eigenbau.
Wegen der hohen Geschwindigkeiten legt der Veranstalter besonderen Wert auf die Sicherheit der Fahrzeuge, vor allem bei Bremsen und Lenkung. Damit die 38 Teilnehmer auch zeitgerecht gestoppt werden konnten, hatte der Seifenkistenverein Ahrdorf sich eine elektronische Zeitmeßanlage gekauft, mit der bis auf die hundertstel Sekunde genau gemessen werden kann.
Ein ganzer Stab von Helfern war während des zweitägigen Rennens damit beschäftigt, für den reibungslosen Ablauf zu sorgen. Über Feldtelefone waren Start und Ziel sowie die Rennleitung miteinander verbunden. Während Josef Jehnen die Zeit notierte, informierte Alfred Jakobs über Lautsprecher die Zuschauer
(Anmerkung von Ahrdorf.de: es dürfte umgekehrt gewesen sein; Josef Jehnen war ‘Stadionsprecher’ und Alfred Jakobs in der Zeitnahme).
Die Sieger:
Klasse 1: Silke Klinkhammer, Carsten Keul, Matthias Keul
Klasse 2: Lutz Hockertz, Angela Hockertz, Heike Klinkhammer
Klasse 3: Uwe Züll, Heiko Herr, Wilfried Krämer
Klasse 4: Manfred Jehnen, Georg Hess, Udo Schmitz
Klasse 5: Hans Josef Keul, Holger Herr, Rolf Hilger
Klasse 6: Erwin Keul, Hermann Josef Kreuer und Hubert Kreuer
Der Kölner Stadt-Anzeiger
Die Siegerkränze waren Mettwürste
Unter dem Motto "Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten" stand das sechste Seifenkistenrennen des "Seifenkisten-Vereins" Ahrdorf am Wochenende. Rund 40 meist jugendliche Teilnehmer kämpften zwei Tage lang um Sekunden und Pokale. Das angekündigte Seifenkisten-Duell zwischen Bürgermeister Toni Wolff und Gemeindedirektor Hans Henn fand jedoch nicht statt, weil der Verwaltungschef in Sachen ‘Bürgermeisterkette’ nach Köln gefahren war.
Hunderte Zuschauer verfolgten am Samstag und Sonntag die spannenden Seifenkistenrennen auf der abschüssigen Gemeindestraße in Ahrdorf. Daß die Organisatoren einen besonderen Draht zu Petrus haben, bewies sich am Wochenende wieder einmal. Bei strahlendem Sonnenschein fanden die Rennen statt. Erst nach Beendigung der Veranstaltung begann es heftig zu regnen. In den sechs Jahren, in denen die Seifenkistenrennen in Ahrdorf stattfanden, hat noch nie ein Tropfen Regen die Veranstaltungen gestört.
Um die Sicherheit der Fahrer und Zuschauer zu gewährleisten, hatte die Rennleitung umfangreiche Durchführungsbestimmungen erlassen. Die Teilnehmer waren in sechs Altersgruppen eingeteilt worden. Aus der Einteilung der Altersgruppen ging deutlich hervor, daß ein 102jähriger nicht am Rennen teilnehmen durfte. Die Rennleitung hatte in der Klasse 6 die Altersgrenze zur Teilnahme auf 101 Jahre festgelegt. Ein so alter Greis ging jedoch nicht an den Start.
Vor dem Start wurden alle "fliegenden Kisten" von "Chefmechaniker" Rolli Klinkhammer aus Holzmülheim auf ihre Verkehrssicherheit überprüft. Vor allem bei Bremsen und Lenkung wurde auf Sicherheit geachtet. Während des Rennens mußten die ‘Piloten’ einen Schutzhelm tragen. Mit Stroh gefüllten Säcken, alten Autoreifen und dicken Balken war die Strecke abgesichert. Dennoch wurde eine Frau am Fuß verletzt, als eine Seifenkiste gegen die Absperrung fuhr.
Die Teilnehmer kamen aus Ahrdorf, aus dem Köln-Bonner Raum, dem Kreis Euskirchen und Rheinland-Pfalz. Als Favoriten gelten die Gebrüder Hans Josef und Erwin Keul aus Ahrdorf, sowie die Kaller Seifenkisten-Piloten Holger und Heiko Herr, Ralf Hilger, Uwe Züll und die Töchter des Mechanikers Rolli Klinkhammer, Heike und Silke.
Auf der 800 Meter langen Strecke, die einen Höhenunterschied von rund 80 Metern hatte, wurden Geschwindigkeiten bis zu 70 km/h gefahren. Um das Tempo zu bremsen, hatte die Rennleitung im oberen Drittel der Strecke Pylonen eingebaut. Wer eine Pylone umfuhr, bekam zwei Strafsekunden. Aus dem Wohnzimmer des Vereinsmitglieds Heinrich Zimmer, wo das Rennbüro eingerichtet war, informierte Streckensprecher Josef Jehnen die Zuschauer über den Rennverlauf.
Für die drei Erstplazierten gab es Pokale und Siegerurkunden. Veranstaltungsleiter Friedhelm Gesen, Vorsitzender des Ahrdorfer Seifenkistenvereins, hing den Klassensiegern außerdem noch "Spezialpokale" um den Hals. Diese bestanden aus einer Kette von Mettwürsten, die Metzgermeister Hermann Birk aus Antweiler gestiftet hatte.
Als Schirmherr der Veranstaltung ehrte Bürgermeister Toni Wolff die Sieger. Wolff bescheinigte der Veranstaltungsleitung eine "gute Organisation bei gutem Wetter". Die Veranstaltung sei wieder ein voller Erfolg gewesen. Im Bürgermeister wurden Erinnerungen wach, als er noch selbst an Seifenkistenrennen teilgenommen hatte. Auf der Müllkippe habe man damals alte Kinderwagenräder und Bretter gesucht und daraus Seifenkisten selbst gebaut.
Am Samstag war Uwe Züll aus Kall Tagesschnellster und am Sonntag Hans Josef Keul aus Ahrdorf. Die beste Mannschaft stellten Ruland Frank, Erwin, Hans Josef und Karsten Keul.
Die Sieger der sechs Klassen:
Klasse 1: 1. Silke Klinkhammer (Holzmülheim), 2. Karsten Keul (Bonn), 3. Matthias Keul (Ahrdorf)
Klasse 2: 1. Lutz Hockertz (Dorsel), 2. Angela Hockertz (Dorsel), 3. Heike Klinkhammer (Holzmülheim)
Klasse 3: 1. Uwe Züll (Kall), 2. Heiko Herr (Kall), 3. Wilfried Krämer (Hallschlag)
Klasse 4: 1. Manfred Jehnen (Ahrdorf), 2. Georg Heß (Nettersheim), 3. Udo Schmitz (Ahrdorf)
Klasse 5: 1. Hans Josef Keul (Ahrdorf), 2. Holger Herr (Kall), 3. Ralf Hilger (Kall)
Klasse 6: 1. Erwin Keul (Bonn), Hermann Josef Kreuer (Dorsel), 3. Hubert Kreuer (Lückenbach)