Die Schule

Also lautet ein Beschluss, dass der Mensch was lernen muss!

Lehrer Lämpel, von Wilhelm Busch

Diesen Reim hat sich der Maler und Dichter Wilhelm Busch gemacht, um uns seinen Lehrer Lämpel vorzustellen. Wie wahr der Vers ist, das haben wir schon im frühen Kindesalter erfahren müssen (oder dürfen). Schule und Unterricht waren ein unauslöschlicher Bestandteil unserer Kindheit. Eine Fülle von Erinnerungen, schöne und weniger schöne, verbindet uns mit diesem Lebensabschnitt.


Was heute völlig normal ist, nämlich, dass man im Alter von etwa sechs Jahren seine schulische Laufbahn beginnt, war lange Zeit ganz und gar nicht normal, erst recht nicht in unserer Region. 


Ohne allzuweit auszuholen, kann man sagen, dass Preußen, zu dem die Eifel seit 1815 gehörte, der erste Staat in Deutschland war, der ein geregeltes Schulwesen einführte. 


Im "alten" Preußen war die allgemeine Schulpflicht bereits 1794 eingeführt worden. Sie hätte somit ab 1815 auch in der Eifel gelten müssen, aber das "Allgemeine Landrecht", unter das auch die Schulpflicht fiel, wurde bei der förmlichen Besitzergreifung der Rheinprovinz durch Preußen am 5. April 1815 nicht auf die neuen Gebiete ausgedehnt.


Erst am 14. Mai 1825 nahm man durch eine Kabinettsorder einen neuen Anlauf zur Einführung der Schulpflicht für alle Untertanen, jetzt also auch für die 1815 neu zum Königreich Preußen gekommenen Rheinlande.


Bis dahin war es in der Eifel um das Schulwesen und damit auch um die Schulgebäude schlecht bestellt. Wurde Unterricht erteilt, so fand er häufig in Wohnhäusern oder gar Scheunen statt. Da notwendiges Inventar oft gänzlich fehlte, war an einen geregelten Lehrbetrieb kaum zu denken. Hinzu kam die schlechte Bezahlung der Lehrer.


In einem zeitgenössischen Bericht aus dem Kreis Schleiden wird die Situation wie folgt beschrieben:


"Manche Kinder blieben dem Unterricht fern, weil ihnen die entsprechenden Kleidungsstücke fehlten. Nicht selten war es der Küster oder ein kluger Bauer, der an den langen Winterabenden einen mehr als spärlichen Elementarunterricht abhielt, der mit dem Wandeltisch abgegolten wurde. Kreisbote, Gendarm und Gerichtsschreiber erhielten 1837 im Kreise Schleiden ein höheres Gehalt als ein Lehrer, der mit 150 Talern im Jahr zufrieden sein musste."


Wandeltisch bedeutete, dass der Lehrer jeweils im Haushalt eines Kindes zum Essen kam und bewirtet werden musste. Eine aus heutiger Sicht abenteuerliche Vorstellung, aber schließlich musste der Lehrer auch satt werden, wenn er schon keinen oder nur wenig Lohn bekam.


Dass es nun eine Schulpflicht gab, heißt also noch nicht, dass alle Kinder auch zur Schule kamen. Ob das Fehlen im Unterricht sanktioniert wurde, ist zu bezweifeln.


Der erste Hinweis auf eine Schule in Ahrdorf findet sich nach Angaben in der Uedelhovener Dorfchronik im Jahre 1803 in einem Bericht von  Pfarrer und Schulinspektor Billen über die Schulverhältnisse im Kanton Blankenheim (damals war die Eifel französisch besetzt). 


Dieser schreibt über das Schulgebäude in Ahrdorf, dass "es eben gut ist, nur Schad, dass der Lehrer nicht ständig ist". 


Der nächste Hinweis auf eine Schule in Ahrdorf stammt aus dem Jahr 1827. Damals stellt Pfarrer Wagener aus Uedelhoven dem Lehrer Heinrich Peetz folgende Bescheinigung aus:


Attest


Der Heinrich Pietz (Peetz) von Dollendorf, von Martini 1826 bis den 30. März 1827 zu Ahrdorf die Schule aufgehalten und sein religiöses und moralisches Betragen immer gut gewesen und die Einwohner mit ihm wohl zufrieden gewesen seyen. Ein solches bescheinigt der Unterschriebene.


Uedelhoven, den 30. Juni 1827.


Joannes Ernestus Wagener, Pastor

Man kann nur versuchen, sich vorzustellen, wie der Schulunterricht damals ablief. Weitere Nachweise gibt es für diese frühen Jahre nicht.


Generell kann man sagen, dass im 19. Jahrhundert in Deutschland die Volksschulen als Einheitsschulart für alle eingeführt wurden. Damit sollten, so sagt es Wikipedia, "die von den Rekrutierungsstellen des Militärs beklagten Gesundheitsmängel als Folge der Kinderarbeit beseitigt sowie die allgemeine Schulpflicht, die Alphabetisierung der Bevölkerung und die Nationalerziehung (Volksschulen als Teil der Nation) durchgesetzt werden".


Kaum jemand konnte zuvor lesen und schreiben. Noch 1825 betrug die Analphabetenquote in Preußen 75%. Von daher stellte die Einführung der Volksschulen eine wesentliche Verbesserung der Situation für die Menschen in der Region dar. Ob die Älteren darüber immer glücklich waren, darf bezweifelt werden, denn schließlich fehlten die Kinder zumindest stundenweise als Arbeitskräfte. Darauf nahm man Rücksicht, indem man die Ferien so legte, dass die Kinder zu Erntezeiten zur Verfügung standen. So wurden die Herbstferien nicht umsonst "Kartoffelferien" genannt.


Wann genau in Ahrdorf mit dem Schulunterricht begonnen wurde, ist nicht genau bekannt. Wie eingangs erwähnt, gibt es bereits Hinweise aus dem Jahre 1827. Man kann jedoch davon ausgehen, dass ein regelmäßiger und strukturierter Unterricht erst ab 1891 stattfand, denn in Band 1 der Schulchronik heißt es im ersten Eintrag am 05.12.1891:


"Die Schule zu Ahrdorf ist nicht neu erbaut, sondern im Herbste des Jahres 1891 aus einem von der Gemeinde angekauften Hause hergerichtet worden. Ich, Heinrich Schlösser, wurde, nachdem ich am 29. Juli 1891 die Entlassungsprüfung im Seminar zu Cornelimünster bestanden hatte, am 15. November von der Königlichen Regierung in Aachen zur provisorischen Verwaltung der neu errichteten Lehrerstelle an der Schule zu Ahrdorf berufen."


Aus diesem Eintrag kann abgeleitet werden dass es vorher keine Schule gegeben hat. Das Schulgebäude, das in der Schulchronik erwähnt wurde, befand sich unweit der Kapelle und wurde 1951 abgerissen. An gleicher Stelle steht heute als Wohnhaus. Auf dem nachfolgenden Foto, welches zur Einweihung des Kriegerdenkmals 1924 aufgenommen wurde, ist rechts das ehemalige Schulgebäude zu sehen. Im Schulgebäude selbst waren keine Toiletten, so dass ein eigenes Toilettenhäuschen außerhalb der Schule gebaut werden musste (s. Bildmitte)

Ob das Gebäude die Vorgaben erfüllte, die im sogenannten "Aachener Protokoll" vom Dezember 1814 festgelegt waren, ist nicht bekannt. Dort hatte man Grundsätze für die Neuordnung des Elementarschulwesens zusammengestellt, die unter anderem die "Ortsverhältnisse der Schulen" vorschrieben:


"Vorgesehen sind für bestehende Schulräume 8 Fuß (= 2,50 m), für neue 11 Fuß Höhe (= 3,45 m), jedes Kind benötigt 5 Quadratfuß (= 1,5 m²) Raum. Das Schulhaus soll auf freien und stillen Plätzen gebaut werden, einschließlich die Lehrerwohnung mit Obst- und Gemüsegarten."


So wollte man die Rahmenbedingungen schaffen, um einen angemessenen Unterricht durchführen zu können. Die Angaben in Klammern sind errechnet. Ein preußischer Fuß entspricht lt. Wikipedia 31,387728 cm.


Die sogenannte "Volksschule" konzentrierte sich zunächst auf die Fächer, die aus der damaligen Sicht zwingend notwendig waren. Zu viel Bildung wollte man dem gemeinen Volk nämlich auch nicht zukommen lassen. Im Jahr 1882 heißt es aus dem Innenministerium:


"Für den niederen Stand genüge es, wenn er zur christlichen Frömmigkeit und Demut erzogen würde".


Neben dem Lehrstoff brachte man den Schülern auch Benimmregeln bei, die im bäuerlichen Alltag sicherlich nicht ganz so wichtig waren, zum Beispiel, dass man nicht auf der Straße isst, dass man sich die Schuhe reinigt, bevor man in die Schule kommt oder dass man angemessen grüßt. 


Schulfächer waren Lesen, Schreiben, Deutsch, Erdkunde, Geschichte, Naturkunde, Turnen, Handarbeit (für die Mädchen) und Zeichnen. Später kamen noch andere Fächer dazu.


Zurück nach Ahrdorf. Die wichtigste Informationsquelle für diesen Beitrag sind die Schulchroniken, die zum Glück erhalten geblieben sind. Nach einer Verfügung der Königlichen Regierung vom 19.12.1873 gehörte es zu den Pflichten eines Schulleiters, eine Schulchronik zu führen. Darin sollten nicht nur schulische Ereignisse, sondern auch wichtige Dinge aus dem Ort festgehalten werden. Es gab zwar gewisse Richtlinien für die Lehrer, aber keine genauen Vorschriften. Es lag im Ermessen des Lehrers, was er für aufschreibenswert hielt und was nicht. Das zeigt sich auch in den Ahrdorfer Schulchroniken. Manche Lehrer kommen mit fünf knappen Einträgen mit jeweils einer Zeile im Jahr aus und andere beschreiben sehr ausführlich, was sich in Schule und Dorf zugetragen hat.


Die Ahrdorfer Chronik umfasst drei Bände, die eine fleißige Dame vor vielen Jahren abgetippt hat. Dank dieser Fleißarbeit kann ich die Chroniken hier als Download zur Verfügung stellen:



Die Texte enthalten einige Rechtschreibfehler, aber das tut der Sache keinen Abbruch. Es sind spannende Dokumente, die auch den jeweiligen Zeitgeist widerspiegeln.

Es lohnt sich wirklich, sich die Chroniken, die im nachfolgenden Text nur auszugsweise wiedergegeben werden, vollständig durchzulesen. Man erfährt so manche Geschichte, die ansonsten für immer in Vergessenheit geraten wäre und manche Anekdote, die einen schmunzeln lässt.


In den ersten Jahren ist der Geburtstag des Kaisers offenbar der wichtigste Eintrag, den der Lehrer in der Schulchronik zu machen hatte. Am 27. Januar 1900 wird das ganze Programm aufgelistet:


"Die Geburtstagsfeier unseres Kaisers wurde hier in der Schule in folgender Weise gehalten:


Am Tage vorher hatten sowohl Knaben wie Mädchen unter Leitung ihres Lehrers es sich angelegen sein lassen, das Bild des Kaisers recht sinnig mit frischem Grün, Kränzen, Fähnchen und Blumen zu zieren. Am Tage selbst begann die Feier morgens 9 Uhr. Bei derselben wurde folgendes Programm abgewickelt:


  1. Gebet,
  2. Gesang: Heil Dir im Siegerkranz ( 1. Str.)
  3. Vortrag: Unser Vaterland (Joh. Zimmer),
  4. Gesang: Zur Schmiede ging ein junger Held,
  5. Ansprache und Kaiserhoch,
  6. Gesang: Ich bin ein Preuße,
  7. Vortrag: Das Lied der Deutschen,
  8. Gesang Es braust ein Ruf,
  9. Vortrag: Unserem lieben Kaiser (Matth. Jax),
  10. Dem König sei mein erstes Wort,
  11. Vortrag: Kaisers Geburtstag (Peter Zimmer),
  12. 12. Gesang: Sei, Kaiser Wilhelm hier,
  13. Gebet.


Zum Schluß wurden die inzwischen angekommenen Kaiserwecken unter die Schulkinder und unter die zahlreich erschienenen nicht schulpflichtigen Kinder verteilt (Gert Wirtz)."


Bei diesem umfangreichen Programm war an diesem Tag an normalen Schulunterricht wahrscheinlich nicht mehr zu denken.


Ein Eintrag vom 19. März 1903 erlaubt einen Einblick in die Fächer, die damals in der Volksschule zu Ahrdorf relevant waren. Bei der Entlassungsprüfung wurden an diesem Tag die Fächer Biblische Geschichte, Deutsch, Rechnen, Geschichte und Gesang geprüft.


In diesen Jahren begann und endete das Schuljahr zu Ostern. Und so erfahren wir am 1. April 1903, dass ein Schüler und eine Schülerin entlassen und drei Schüler neu aufgenommen wurde, sodass die Schule in Ahrdorf nun 21 Kinder zählt.


Ein Eintrag vom 20.10.1903 unterstreicht nochmal den Wert der Ferien bzw. der Kinder für die heimische Landwirtschaft:


Die diesjährigen Herbstferien dauerten vom 28. September bis zum 19. Oktober. Wegen der ungünstigen Witterung konnte in dieser Zeit die Kartoffelernte nicht beendet sein, weshalb die Kinder noch 8 Tage nachmittags beurlaubt wurden.

 

Anstatt an den Strand nach Mallorca ging es also ins Kartoffelfeld. Früher war eben nicht alles besser. Aus heutiger Sicht ist noch bemerkenswert, dass es zu Kaiserszeiten den "Sedantag" gab, an dem die Kinder immer schulfrei hatten. Dieser Tag erinnerte an die Kapitulation der französischen Armee am 2. September 1870 nach der Schlacht bei Sedan, in der preußische, bayerische, württembergische und sächsische Truppen nahe der französischen Stadt Sedan den entscheidenden Sieg im Deutsch-Französischen Krieg errungen hatten.


Es gab also ganz andere Feiertage als heute und auch die Anlässe, die ansonsten in der Schulchronik besonders erwähnt wurden, erscheinen aus heutiger Perspektive doch etwas merkwürdig. Ein immer wiederkehrender Punkt war zum Beispiel die Viehzählung, die offenbar auch zu den Aufgaben des Lehrers gehörte. 


Infolge des Bahnbaus und des damit verbundenen Bevölkerungszuwachses stieg die Schülerzahl 1911 auf stattliche 26, 1916 sogar auf 31 Schüler. 


Im Jahre 1918 geschah dann das Unfassbare: Deutschland hatte den am 1. August 1914 begonnenen Ersten Weltkrieg verloren. Zunächst belegten auf dem Rückzug befindliche deutsche Truppen die Schule, später dann Besatzungstruppen, wahrscheinlich Franzosen. Der Unterricht fiel drei Wochen lang aus und als die Soldaten abgezogen waren, zog der Lehrer eine ernüchternde Bilanz:


"Nach dem Rückzug und als die Besatzungstruppen auch die Schulen verlassen hatten, sah es in unserem Schullokal leider sehr traurig aus. Die Wände, ihres dürftigen Wandschmuckes beraubt, waren beschmiert und beklebt mit fratzenhaften Bildern. Die patriotischen Bilder waren gänzlich verschwunden, der Stuhl verbrannt, der Globus mitgenommen worden. Auch die Rechenmaschine war verschwunden, vereinzelt lagen die Kugeln im Zimmer. Die wenigen Turngeräte, ein Sprunggestell und Turnkörbe waren verschwunden. Die nötigsten Sachen wurden wieder beschafft. Turngeräte sind bis jetzt nicht angeschafft worden. So konnte dann mit dem 10. Dezember 1918 mit dem Unterricht wieder begonnen werden."


Nachdem in den letzten Jahren auch über außerschulische Ereignisse relativ umfassend berichtet worden war, werden die Einträge in der Schulchronik jetzt wieder knapper.  


In den 1920er Jahren macht man sich Gedanken über ein  neues Schulgebäude. Im Juni 1926 sind die Pläne offenbar bereits fertig. Lehrer Marien schreibt dazu in der Schulchronik:


Auf Einladung des Herrn Regierungsbaurates nahm Lehrer Marien Einsicht in die Baupläne des Schulneubaues zu Ahrdorf. Weil zu diesem Zwecke eine Reise nach Düren zum Bauamt nötig war, fiel an diesem Tage der Unterricht aus. 


Am 18. Mai 1928 wird mit dem Bau einer neuen Schule begonnen. Ausgeführt wird diese Arbeit von dem Bauunternehmer Isser aus Blankenheimerdorf. Wie notwendig der Bau der neuen Schule ist, zeigt ein Eintrag in der Schulchronik vom 06.10.1928:


Mit dem 4.10. liegt die Bauarbeit beim Schulneubau still. Es wird aber allmählich Zeit, daß wir einen neuen Schulsaal bekommen, da der jetzige baufällig ist.


Am 10. September 1929 ist es schließlich soweit: die neue Schule wird eingeweiht.


Als Gäste sind erschienen: Landrat Graf von Spee, Baurat Rackebrandt vom Hochbauamt Düren, Bürgermeister Römer, Pfarrer Welty und Lehrer Holl aus Uedelhoven. Schulrat Caro hatte krankheitsbedingt abgesagt. Seine Glückwünsche überbrachte der Landrat.


Die Feier begann morgens mit einem Hochamt und um 13:00 Uhr nahm Pfarrer Welty die kirchliche Einweihung des neuen Schulgebäudes vor.

 

Nach der Feier fand in der Gastwirtschaft Schmitz, dem späteren Hubertushof, das Festessen für die geladenen Gäste statt.

Der Neubau der Schule konnte sich sehen lassen. Die Lehrerwohnung befand sich im linken Teil und die Schule hatte einen schönen hellen Schulsaal mit niedrigen Fenstern. An der Tatsache, dass alle Kinder zusammen in einem Schulsaal unterrichtet wurden, änderte sich jedoch nichts.


Lehrer Sevenich ist trotzdem ganz begeistert. Er schreibt:


"Jetzt haben wir unsere neue Schule. Die Bänke hat Herr Kauls in Mechernich geliefert. Schon seit 7 ½ Uhr sind die Kinder auf dem Schulhof. Sie freuen sich auch, endlich in einen ordentlichen Schulsaal zu kommen. Jetzt wollen wir noch einmal soviel tun."


Am 10. Mai 1931 berichtet der Lehrer über ein Ereignis, das auch heute noch interessant ist:


"Am Sonntag, den 10. Mai, wurde die Fahne des hiesigen Kriegervereines geweiht. Das ganze Dörfchen hatte reichlich Flaggenschmuck angelegt. Nach dem Hochamt für die gefallenen Kameraden nahm Pfarrer Welty, Uedelhoven, die kirchliche Weihe der Fahne vor. Unter zahlreicher Beteiligung von auswärtigen Vereinen übergab Herr Förster Klinkhammer, Dollendorf, die neue Fahne dem Kriegerverein auf dem Festplatz, dem Schulhof. Nach der Rede am Kriegerdenkmal wo ein Kranz niedergelegt wurde, trugen Schulkinder Gedichte vor. Ein Festzug durch den Ort und der anschließende Festball gaben der Feier einen würdigen Abschluß. - Der Wirt Stollenwerk hatte über dem Hause Daniels ein großes Zelt errichten lassen, das beim Auf- und Abbau ein Tummelplatz der Dorfjugend war."


Die Fahne gibt es heute noch. Sie befindet sich in der Hubertus-Kapelle und wird nur zu besonderen Anlässen außerhalb der Kapelle gezeigt.


Am 30. Januar 1933 übernehmen die Nationalsozialisten unter ihrem Führer Adolf Hitler die Macht in Deutschland. Die sogenannte "Machtergreifung" hat bald auch Folgen für die Schulen. Bereits am 13. März 1933 berichtet die Schulchronik:


"Die Tage der nationalen Revolution mit der Reichstagswahl am 5. März und den Landtags- und Kommunalwahlen am 12. März brachten auch nach Ahrdorf Aufregung und Meinungsverschiedenheiten. Eifrig wurden die Radioübertragungen gehört. Heute wurde mit anderen Bürgermeistern des Kreises auch Bürgermeister Römer von Blankenheim abgesetzt, der die Bürgermeistereien Lommersdorf, der Ahrdorf zugehört, Dollendorf und Blankenheim verwaltete. Die Schule Ahrdorf hat eine Schwarz-Weiß-Rote Fahne erhalten und zur Feier des Wahlsieges geflaggt. Ortsgruppenleiter der Ortsgruppe Ahrdorf der NSDAP ist Lehrer Sevenich."


Im März 1934 bekommt die Schule eine Hakenkreuzfahne, schon bald werden Hitlerjugend und Jungvolk auch in Ahrdorf eingeführt.


Am 23.12.1934 hält die NSDAP eine öffentliche Weihnachtsfeier in der Schule ab, bei der alle Kinder - auch die, die noch nicht schulpflichtig waren - Apfelsinen, Nüsse und Süßigkeiten bekamen. Die Frau des Lehrers - sie hatte das Amt der Gruppenführerin des BDM (Bund Deutscher Mädel) inne, hatte Spekulatius gebacken. In gut anderthalb Jahren hatte sich die NS-Ideologie bis in die kleinste Ecke der Dorflebens ausgebreitet.


Stolz berichtet der Lehrer am 23.06.1935, dass die Schule in Ahrdorf die erste Schule des Amtskreises Schleiden sei, deren Schüler (Knaben) 100 %ig im Deutschen Jungvolk organisiert seien. Ein halbes Jahr später waren 100% der in Frage kommenden Schüler von der Hitlerjugend (HJ) erfasst, weshalb auf der Schule die HJ-Fahne gehisst wurde. Im März 1938 war lt. Eintrag in der Schulchronik kein Haus in Ahrdorf mehr ohne Hakenkreuzfahne.


Mitte April 1939 wird der Schule in Ahrdorf der konfessionelle Charakter genommen. Sie ist damit "zu einer Deutschen Volksschule geworden, um so ihre Aufgabe: Erziehung der Jugend zur deutschen Volksgemeinschaft leichter erfüllen zu können."

Das Kreuz wird aus dem Schulsaal entfernt, der katholische Religionsunterricht zwar weiterhin erteilt, allerdings nicht mehr vom Pfarrer, sondern ausschließlich vom Lehrer.


Kurz darauf beginnt der Zweite Weltkrieg und damit das wohl schwärzeste Kapitel des Dorfes, siehe "Die Kriege". Der Unterricht geht zunächst weiter, aber der Krieg ist in der Schulchronik nunmehr das dominierende Thema.


Im Jahre 1941 wird die Ferienregelung umgestellt. Künftig soll das Schuljahr nicht mehr von April bis April gehen, sondern - so wie heute - nach den Sommerferien beginnen und vor den Sommerferien enden. Der Krieg kommt langsam näher. Im September haben die zunehmenden Fliegerangriffe zu einer Ferienverlängerung geführt. Außerdem wird angeordnet, dass nach nächtlichen Fliegerangriffen der Unterricht erst um 10 Uhr beginnt. Immer mehr Kinder ziehen aus den gefährdeten Städten aufs Land und besuchen die örtlichen Schulen. Die Ahrdorfer Schule bekommt zu den 26 Ahrdorfer Schulkindern noch fünf sogenannte "Flüchtlingskinder" hinzu, die die Schule allerdings im April 1942 wieder verlassen. Dadurch, aber auch durch normale Schulentlassungen Ahrdorfer Kinder und die Tatsache, dass zwei Ahrdorfer Kinder nach Adenau auf die Oberschule (Gymnasium) gehen, sinkt die Schülerzahl wieder auf 20.


Es gibt Probealarme und in der Schule wird ein Luftschutzkeller eingerichtet. Weitere Flüchtlingskinder kommen hinzu. Es geht rein und raus, was für den Unterricht sicher nicht förderlich ist. Am 1. August 1943 gehen 25 Kinder in die Ahrdorfer Schule, davon aber nur 12 Ahrdorfer Kinder. Es wird immer chaotischer. Im März 1944 hat die Schule nur noch 16 Schüler, im Juli wieder 22. Am 29. August 1944 wird Lehrer Eckel zur Wehrmacht eingezogen. Der Uedelhovener Lehrer Holl und der Ahrhüttener Lehrer Marien sollen die Vertretung übernehmen.


Wegen der dauernden Luftangriffe der Alliierten und des Heranrückens der Front werden Anfang September 1944 alle Volksschulen geschlossen. Kurz erlebt Ahrdorf den wohl schwärzesten Tag seiner Geschichte. Am 11. September 1944 wird ein unter anderem mit Ahrdorfern besetzter Zug bei Losheimergraben von amerikanischen Flugzeugen angegriffen. 15 Ahrdorfer Jungen und Männer kommen dabei ums Leben (siehe "Die Kriege"). Man hat nun andere Sorgen als die Volksschule.

   

Am 25. Dezember 1944 wird Ahrdorf von alliierten Bombern angegriffen. Darüber berichtet die Schulchronik rückwirkend im März 1946:


"Am 25. Dezember 1944 nachm., kurz vor 5 Uhr, also am 1. Weihnachtstg, als schon die Dämmerung grau und freudlos niedersank, nahte sich überraschend in niedrigem Flug ein Schwarm Bomber, und ehe die Menschen sich versahen, war Ahrdorf in die Finsternis von Rauch und Staub gehüllt. - Ein neues Unglück war geschehen: Am heiligen Weihnachtsfest, an dem die Glocken aller Welt ein „Friede den Menschen“ verkünden sollte, ging über Ahrdorf ein Bombenteppich nieder. Wieder hatte Ahrdorf Tote und Verletzte. 11 Tote gab es, 5 Ahrdorfer: Frau Christine Wirtz, die Großmutter der oben genannten Brüder Wirtz, Großmutter auch des beim Schanzen umgekommenen Peter Wirtz, Franziska Wirtz, Schwester dieses Peter Wirtz, Theodor Krämer, Bahnhofsvorsteher, im Hause Wirtz gerade zu Besuch weilend, Margarete Krebs, sie wurde 3 Tage später aus den Trümmern geborgen, Frau Kante, aus Köln evakuiert. Ihre Tochter wurde von den Trümmern des Hauses gegen die heiße Herdplatte gedrückt. Es war ihr nicht möglich, sich zu befreien, und die Kante der Herdplatte brannte sich ihr bis ins Rückenmark. Sie ist darüber irrsinnig geworden, lebt aber noch. Zu diesen 5 Toten kommen noch 3 Soldaten, die hier einquatiert waren; ferner 3 Russen, darunter der Sohn einer russischen Lehrerin, die hier den 35 Kindern des Flüchtlingslagers (Flüchtlinge aus der Ukraine, Weißrußland und Bessarabien) Schulunterricht erteilte. Ihr Mann war vor 10 Jahren, ohne Angabe von Gründen, nach Sibirien geschafft worden. Sie weiß nichts von ihm. Das Flüchtlingslager hat 100 Menschen umfaßt. In Lumpen kamen sie hier an und sahen nach 2 Monaten bereits sehr gesittet aus. Sie haben sich hier wohl gefühlt. Einigen ist vor dem Rücktransport geglückt, sich zu verstecken; sie sind nicht mitgegangen.


Neben diesen Toten hat es eine Menge Schwerverletzter gegeben. Dr. Arens in Adenau hatte in der ganzen Nacht mit den eingelieferten Verletzten aus Ahrdorf zu tun. Tragisch ist der Fall: Willi Keul, der seit ½ Jahr schulpflichtig war und seinen rechten Arm verloren hat, das jüngste von 6 Kindern; sein ältester Bruder war Soldat, sein Vater am 11. Sept. beim Schanzen umgekommen. Agathe Wirtz, deren Bruder am 11. Sept. tot geblieben ist, deren Schwester Franziska und deren Großmutter an diesem Weihnachtstage umgekommen sind, verlor an einem Auge die Sehkraft. Ihre Mutter ist ebenfalls schwer verwundet. Völlig zerstört wurden 4 Häuser: Horsch, Odenhausen und Bilger (auf der Dorfseite zum Bahnhof hin) und Krebs (auf der Dorfseite zur Kapelle hin). Schwer beschädigt die Häuser: Jax, Wirtz, Ehlen, die alte Schule, die neue Schule, Keul, Stollenwerk (Wirtschaft), Stollenwerk (Post). Dazu kommen noch Beschädigungen an anderen Häusern, Ställen und Scheunen und die zahllosen Dachschäden, alles Schäden, die umso schwerer wiegen, als sie wegen Materialmangels größtenteils bis heute nicht beseitigt werden konnten. - Über die Qual, das Elend, die Trauer dieser Tage ließen sich noch viele Seiten der Chronik füllen. "

Auch die Schule war stark beschädigt. Wie man auf dem leider nicht besonders guten Foto sehen kann, hatten die Bomben eine Wand aus dem Schulsaal herausgerissen und auch das Dach und die Schulmauer waren in Mitleidenschaft gezogen worden.


Man kann sich das Leid der Ahrdorfer Bevölkerung in jenen Tagen kaum vorstellen, doch der Krieg geht weiter. Nach dem Scheitern der Ardennenoffensive rücken die Alliierten weiter vor. In der Nacht vom 7. auf 8. März 1945 ist Ahrdorf überfüllt von Truppen. Am 8. März vormittags stehen die Amerikaner im Dorf. Geschützfeuer jagt von beiden Seiten über Ahrdorf hinweg und das Knattern der Maschinengewehre dröhnt hin und her. Gegen 09:30 Uhr erscheinen überraschend die amerikanischen Truppen. Sie kommen teils über die Ahrstraße von Blankenheim her, teils durch die Ahrwiesen.


Im Dorf liegt unter anderem ein Sprengkommando der Wehrmacht. Sie geraten in Gefangenschaft, bevor sie die Sprengung der Straßenbrücke über die Ahr an der Wirtschaft Stollenwerk ausführen können. An diesemTag endet der Krieg für die Bevölkerung von Ahrdorf.

An Schule ist in Ahrdorf weiterhin nicht zu denken. Sie wird erst am 1. Februar 1946 wieder eröffnet. Die 18 Kinder gehen allerdings zur intakt gebliebenen Schule nach Uedelhoven, wo der Unterricht seit Beginn des Jahres von Frau Lehrerin Hahn erteilt wird. Der Ahrdorfer Lehrer Eckel war von der Militärregierung wegen seiner Zugehörigkeit zur NSDAP noch nicht zugelassen. Seine Zulassung erfolgte am 5. Februar 1946, und zwar wurde er zum 10. März 1946 nach Broich bei Schleiden berufen mit gleichzeitiger Ernennung zum Leiter der Bildstelle des Kreises Schleiden


Von Ostern 1946 ab erteilt Frau Hahn den Unterricht wieder in Ahrdorf von Frau Hahn erteilt. Weil der Schulsaal noch nicht nutzbar ist, richten die Ahrdorfer das Wohnzimmer der Lehrerwohnung als Unterrichtszimmer ein. Dort werden die damals 14 Schüler in 7 Bänkchen untergebracht, außerdem bringt man dort noch ein Lehrerpult, zwei Tafeln und einen Ofen unter. Da Frau Hahn auch noch in Uedelhoven unterrichten muss, findet der Unterricht in Ahrdorf nur an drei Tagen in der Woche statt, montags, mittwochs und freitags.


Zum 1. Oktober 1946 wird Frau Hahn nach Ahrdorf versetzt, während ihr Mann die Schule in Uedelhoven übernimmt.


Frau Hahn muss eine besonders gute und engagierte Lehrerin gewesen sein. In der Schulchronik heißt es dazu:


Nach den Oktoberferien kam sie jeden Tag nach Ahrdorf, bei Wind und Wetter. Die oft furchtbare Kälte im Winter 1946/1947 und die ungewöhnliche Hitze im Sommer 1947 vermochten nicht, ihren täglichen Gang nach Ahrdorf zu unterbinden. Es war aber auch zu idyllisch in dem kleinen Klassenraum. Frau van Bebber, die im 1. Stock der Lehrerwohnung 2 Zimmer bewohnte, sorgte stets für Ordnung und Gemütlichkeit. Ostern 1947 wurden 2 Mädchen entlassen. Im Laufe des Schuljahres war ein Knabe verzogen. Die Schule zählte 11 Kinder. 2 Neulinge kamen hinzu, und es waren wieder 13. Aus sozialen Gründen wurde Frau Hahn zum 1. Oktober 1947 abberufen und aus dem Schuldienst entlassen. Um diese Zeit wurde mit Fleiß der frühere Schulsaal renoviert, denn ein Lehrer mit Familie sollte Nachfolger von Frau Hahn werden.


An diesen Herrn, namens Jakob Luxen, übergab sie schweren Herzens die ihr liebgewordene Ahrdorfer Schule am 30. September 1947.


Für Lehrer Jakob Luxen, geb. am 12.2.1916 zu Aremberg, ist es die erste Stelle, die er nach der 1. Lehrerprüfung im August 1947 an der Päd. Akademie in Aachen antritt. Bereits am 5. September trifft er mit seiner Familie in Ahrdorf ein und beginnt damit, die Lehrerwohnung, die zwei Jahre nicht bewohnt war, herzurichten.


Am 14.10.1947 beginnt der Unterricht in dem sanierten Schulsaal und auch die Lehrerwohnung ist wieder ansehnlich.


Im Jahre 1949 wird das Schulgebäude auch von außen wieder in einen präsentablen Zustand versetzt. Ende Juni, Anfang Juli wird die Mauer an der Südseite neu verputzt. Ende September werden Fenster, Türen und Fensterläden sowie die Giebelwand der Dienstwohnung mit neuem „friedensmäßigem“ Anstrich versehen (im Krieg wurden die Häuser dunkel angestrichen, damit die Gebäude nicht so leicht vom Feind ausgemacht werden konnten). Im Oktober wird das das Dach neu gedeckt.


Lehrer Luxen vermerkt zufrieden in der Schulchronik:


"In vier Jahren hat die kleine Gemeinde Ahrdorf dank ihres verständigen und einsichtigen Bürgermeisters diese Arbeit geschafft ohne jegliche Hilfe, die so sicher versprochen wurde. Dies ist für die Ahrdorfer der Beweis, daß sie auf ihre Schule halten, stolz auf sie sind; denn sie ist das Schmuckkästchen des Dorfes. Möge dieses Beispiel Schule machen in anderen Gemeinden, in denen die finanzielle Lage allgemein besser ist." 


Mit der Sanierung der Schulmauer im Jahre 1950 strahlt die Schule nun wieder in altem Glanze.


Wie die Schulchronik besagt, hatte der Lehrer Luxen es nicht immer leicht mit den Ahrdorfern. Einige Beispiele:


  • am 5. Dezember 1950 schreibt er: "  Nikolaus kommt nicht mehr nach Ahrdorf, die Eltern wünschen es so."
  • im August 1951 Leider scheitert der Wunsch des Lehrers, gemeinsam mit der Ahrhüttener Schule eine Busfahrt zu machen, daran, dass die Kinder das nötige Fahrgeld nicht zusammenbekommen. Ein vom Lehrer gestellter Antrag um einen Zuschuß von DM 50,- an die Gemeinde wird abgelehnt mit dem Hinweis, dass solche Fahrten von den Eltern nicht gewünscht würden.
  • bei den Wahlen zur Schulpflegschaft im Mai 1955 erscheinen die Erziehungsberechtigten "nur spärlich"
  • im Juli 1955 sprechen sich die Eltern wegen "der häufigen Verkehrsunfälle" gegen weite Ausflüge der Schule mit dem Omnibus aus. In den 1960er Jahren war das dann wiederum kein Problem. Das liegt wahrscheinlich daran, dass es nun andere Eltern sind, die nicht so viele Bedenken haben.


Im Oktober 1962 bekommt die Ahrdorfer Schule neue Schulmöbel. Lehrer Luxen schreibt dazu:


"Als Lehrer muß ich sagen, daß es eine Wohltat ist, unter den neuen Verhältnissen zu unterrichten. Die Zusammenarbeit der einzelnen Jahrgänge untereinander ist nun ohne Umstände möglich. Sicherlich darf ich auch bessere Leistungen erwarten, da nun die Schüler wirklich zusammenarbeiten können und nicht, wie bisher, sich ständig mit dem Rücken zugewandt waren. Auch ich bin froh, daß die Kinder gesundheitlich einen Vorteil haben. Sie sitzen auf passenden Stühlen, haben im Rücken eine ordentliche Stütze. Auch sind die Tische dem Größenverhältnis entsprechend. So bin ich der Meinung und Überzeugung, daß das neue Gestühl in jeglicher Hinsicht den Schülern und dem Lehrer von Vorteil ist."


In der Folge wird noch der Schulhof geteert und auch der Filmapparat modernisiert. Keiner der Einträge in dieser Zeit lassen erahnen, dass das Ende der Volksschule Ahrdorf schon bald kommen sollte.

Der letzte Eintrag in der Schulchronik stammt vom 28.09.1966. Das ist zwar möglicherweise nicht das offizielle Ende der Volksschule in Ahrdorf, aber doch kurz davor, denn die Volksschulen in Deutschland werden im Zuge der Bildungsreformen in den 1960er und 1970er Jahren schrittweise aufgelöst und durch ein differenzierteres Schulsystem ersetzt. Volksschulen, die ursprünglich eine Art Grundschule für alle Kinder darstellten, werden nun durch ein mehrgliedriges Schulsystem ersetzt, das verschiedene Schulformen und Bildungswege vorsieht.


Merkwürdig ist, dass dieser letzte Eintrag in der Schulchronik darüber berichtet, dass die Schule einen neuen Zaun bekam und die Dienstwohnung mit erheblichem Kostenaufwand renoviert wurde. Macht man so etwas, wenn die Schule kurz vor der Schließung steht? Ein privater Unternehmer sicher nicht, aber im öffentlichen Bereich ist das nicht so ganz auszuschließen. Auch bei der Deutschen Bundesbahn wurden schon Strecken saniert, um sie dann zwei Jahre später stillzulegen.


Nach meinen Informationen wurden die Klassen am Schluss dahingehend aufgeteilt, dass die Klassen 1 bis 4 von Ahrdorf und Uedelhoven nach Ahrdorf zur Schule gegangen sind und die Klassen 5 bis 8 nach Uedelhoven. Ab 1968 war dann auch dort Schluss.


Das passt zu dem, was man auf der Internetseite des Schulministeriums NRW lesen kann. Danach wurde die Volksschule in Nordrhein-Westfalen 1968 abgeschafft und die Hauptschule als Pflichtschule in der Verfassung verankert. Seitdem gingen die Ahrdorfer Kinder nach Dollendorf oder Ripsdorf vier Jahre lang zur Grundschule und dann nach Blankenheim zur Haupt- oder Realschule. Wer nach der Grundschule die Eignung für das Gymnasium hatte, musste dafür entweder nach Steinfeld oder nach Adenau. 


Damit endet die Geschichte der Volksschule zu Ahrdorf.


Die Lehrer und der Unterrricht

Der Lehrer (in der damaligen Zeit häufig noch "Schulmeister" genannt) und der Pfarrer waren die Respektspersonen im Dorf. Böse Zungen behaupten, dass in ganz früher Zeit sowohl bei der einen als auch bei der anderen Berufsgruppe die "Strafversetzten" in die Eifel kamen. Ob es stimmt, weiß ich nicht. Offizielle Belege dafür habe ich jedenfalls noch nicht gefunden. Es ist andererseits auch anzunehmen, dass viele Lehrer sich mit Sicherheit schönere Arbeitsplätze vorstellen konnten, als die in der tiefen Eifel, in der die Dörfer vor hundert Jahren - wenn überhaupt - gerade mal fließendes Wasser und eine stabile Stromversorgung hatten.


Hinzu kam, dass die Dorfbewohner dem Thema Bildung ihrer meist zahlreichen Kinder nicht durchweg mit Begeisterung gegenüberstanden. Wie bereits erwähnt, fielen die Kinder ja während der Schulstundenals Arbeitskräfte in der Landwirschaft aus. Außerdem kostete Bildung auch damals schon Geld. Die Gemeinden mussten für die Ausstattung der Schulen aufkommen und da gab es aus Sicht der Menschen oft wichtigere Dinge als Lesebücher und Landkarten.


Das Verhältnis zwischen Lehrern und Dorfbewohnern war also schon alleine deshalb nicht ganz spannungsfrei. Die Rahmenbedingungen, unter denen der Lehrer arbeiten musste, gestalteten sich auch aus anderen Gründen schwierig. Die Schule in Ahrdorf war einklassig. Das heißt, die Schüler aller acht Klassen saßen in dem einen Schulsaal und mussten irgendwie unterrichtet werden. Das erforderte viel Disziplin. Ein Teil der Schüler wurde still beschäftigt, während der Lehrer einem anderen Teil der Schüler etwas diktierte oder das Wissen mit einem Vortrag, der Abfrage von Lehrstoff oder ähnlichen Methoden vermittelte. Das ging nicht immer konfliktfrei über die Bühne. Immer gab es Störenfriede, die so manchen Lehrer zur Weißglut treiben konnten. Deshalb gab es Bestrafungen: Ohrfeigen, Hiebe mit dem Rohrstock auf Handflächen oder Fingerkuppen, Hintern versohlen. Das waren ganz normale Methoden, um die Disziplin sicherzustellen. Das sollte sich erst in den 1960er Jahren ändern.       


Die Lehrer, die an der Volksschule Ahrdorf ihren Dienst taten, habe ich der Schulchronik entnommen. Daraus ergibt sich folgende Auflistung:

05.12.1891 - 31.03.1895: Heinrich Schlösser


Heinrich Schlösser, wurde, nachdem er am 29. Juli 1891 die Entlassungsprüfung im Seminar zu Cornelimünster bestanden hatte, am 15. November 1891 von der Königlichen Regierung in Aachen zur provisorischen Verwaltung der neuerrichteten Lehrerstelle an die Schule zu Ahrdorf berufen.


Am 1. April 1895 wurde er nach Schonnebeck, Regierungsbezirk Düsseldorf, versetzt. 


01.04.1895 - 30.09.1900: Arnold Hilgers


Zum 1. April 1895 erhielt Arnold Hilgers von der Königlichen Regierung zu Aachen die interimistische Verwaltung und zum 15. Mai die provisorische Berufung für die Lehrerstelle zu Ahrdorf. Am 1. Oktober 1900 wurde er dann nach Capellen, Regierungsbezirk Düsseldorf, versetzt. 


01.10.1900 - 30.03.1906: Friedrich Thoma


Von Friedrich Thoma wissen wir dank der Angaben auf seinem Totenzettel etwas mehr. Er wurde am 18. April 1880 in Mechernich geboren. Seine erste Anstellung als Lehrer bekam er in Ahrdorf. Zu diesem Zeitpunkt war er gerade mal 20 Jahre alt.


In Ahrdorf lernte er Margarete Stollenwerk kennen, die er am 8. September 1906 heiratete. Im gleichen Jahr wurde ihm eine Lehrerstelle an der Schule von Viersen-Oberbeberich übertragen. Nach Auflösung dieser Schule war er an der Schule in der Zweitorstraße in Viersen tätig, deren Leitung ihm nach dem Kriege übertragen wurde. Dieses Amt übte er bis zum 1. April 1948 aus.


Friedrich Thoma hing mit ganzem Herzen an seinem Beruf und widmete sich in seiner Freizeit der Kirchenmusik. Auch auf dem Gebiet der Caritas tat er viel Gutes. Für seine vielfältigen Verdienste um Kirche und Schule zeichnete ihn der Hl. Vater im Juni 1948 mit dem Orden "pro Ecclesia et pontifice" aus. Friedrich Thoma starb am 20. Januar 1953 im Alter von knapp 73 Jahren.


01.04.1906 - 30.09.1906: kommissarische Betreuung durch den Lehrer von Uedelhoven


01.10.1906 - 31.03.1913: Peter Schilk


Peter Schilk wurde am 26. November 1847 geboren. Über seine Kindheit wissen wir leider nichts. Erste Informationen gibt es erst aus seiner Lehrerzeit. Vom Herbst 1865 bis zum Herbst 1866 war er als Stellvertreter an der unteren Knaben- und Mädchenschule zu Prüm tätig. Er erhielt seine Ausbildung von 1866 bis 1868 im Seminar zu Brühl und wirkte dann bis zum 1. Oktober 1906 an der einklassigen Schule zu Kirchweiler.


Die Königliche Regierung zu Aachen berief Schilk dann zum 1. Oktober an die Schule zu Ahrdorf. Am 29. Oktober wurde er durch den Herrn Pfarrer und Ortsschulinspektor Schroedler in sein Amt eingeführt. Damals hatte die Schule in Ahrdorf 19 Schüler (7 Jungen und 12 Mädchen).


Schilk war offensichtlich ein engagierter Mann. In der Schulchronik findet man in seiner Zeit viele Einträge, darunter auch einige, die nicht direkt mit der Schule zu tun haben. So erfahren wir von Viehzählungen, von Betriebsprüfungen, von Einwohnerzahlen und auch von seinem Gehalt. In der Chronik heißt es:


"Infolge des Lehrerbesoldungsgesetzes vom 26. Mai 1909 mit rückwirkender Kraft zum 1. April 1908 bezieht Lehrer Schilk jetzt ein Grundgehalt von jährlich 1.400 M, an Alterszulagen 1.900 M, als alleinstehender Lehrer eine pensionsfähige Amtszulage von 100 M nebst 350 M Mietentschädigung, in Summe 3.750 M. Als Aspirant hatte derselbe im Jahre 1865 in der Kreisstadt Prüm bei 120 Schülern ein Einkommen von 288 M pro Jahr. Nach seiner Entlassung aus dem Seminar wurde Lehrer Schilk im Jahre 1868 mit 420 M pro Jahr in Kirchweiler angestellt. Da sage noch einer, daß die Zeiten schlechter geworden seien."


Das Schicksal meinte es nicht gut mit Peter Schilk. Am 2. Februar 1913 starb seine Tochter Wilhelmine, Lehrerin zu Nohn, im Alter von 29 Jahren und am 17. Februar sein Sohn Peter, Pfarrer und Dechant zu Dorsel, im Alter von 37 Jahren. Das hat ihn so mitgenommen, dass er bei der Königlichen Regierung zu Aachen um Beurlaubung bat. Der Bitte wurde entsprochen, sodass Schilk vom 1. April bis zum 30. Juni 1913 beurlaubt wurde. Die Verwaltung der Schule übertrug man an Lehrer Rohr aus Uedelhoven.


Zum 1. Juli versetzte man den Lehrer Schilk, der am 26. November 1912 das 65. Lebensjahr vollendet hatte, nach mehr als 45-jähriger Tätigkeit als Lehrer, in den Ruhestand.


Zuvor wurde ihm noch eine besondere Ehre zuteil. Am 25. Juni erreichte ihn ein Schreiben der Königlichen Kreis- Schulinspektion Schleiden. Der Brief hatte folgenden Wortlaut:


“Seine Majestät der Kaiser und König haben geruht, mittels Allerhöchstem Erlaß vom 10. Mai dieses Jahres Ihnen aus Anlaß Ihres Übertrittes in den Ruhestand zum 1. Juli dieses Jahres den Adler der Inhaber des Königlichen Hausordens von Hohenzollern zu verleihen.


Im Auftrage spreche ich Ihnen die Glückwünsche der Königlichen Regierung und des Herren Landrates aus, denen ich meine herzlichen Wünsche für Ihr ferneres Wohlergehen anschließe, sowie in den Dank für Ihre treuen Dienste, die Sie mit so großer Pflichttreue der Schule geleistet haben. Ich bitte, mir mitteilen zu wollen, wohin ich Ihnen den Orden und die von Ihnen auszufüllende Empfangsbescheinigung senden soll. Wenn Sie es wünschen, würde die Überreichung auch in Ahrdorf in der Schule erfolgen können.“


Ergebenst

gez. Dr. Schaffrath

 

Die Überreichung des Ordens fand dann tatsächlich in der Schule zu Ahrdorf statt, die Schilk offensichtlich besonders am Herzen lag. Am 15. Juli war der große Tag, an dem der Königliche Kreis-Schulinspektor Herrn Dr. Schaffrath Herrn Schilk im Beisein des Herren Ortsschulinspektors, Pfarrers Schmitt und des Lehrers Rohr aus Uedelhoven den Orden überreichte.


Lehrer Schilk bedankte sich und verabschiedete sich bei dieser Gelegenheit "tiefbewegten Herzens" von seinen Schülern und mit dem Wunsch, "daß Gottes reichster Segen auf der Schule zu Ahrdorf ruhen möge immerdar."


01.04.1913 - 30.09.1913: provisorische Betreuung durch den Lehrer Rohr aus Uedelhoven sowie Lehrer Hüsgen


01.10.1913 - 30.04.1927: Johann Marien aus Ahrhütte

Lehrer Johann Marien

Johann Marien wurde am 11. Mai 1885 geboren. Er wirkte als Lehrer in Berlingen (Kreis Daun / Vulkaneifelkreis), Ahrdorf und zuletzt in Ahrhütte. Seine letzten Lebensjahre verlebte er in seinem Elternhaus. Er starb nach langem Leiden am 12. März 1967.


Aus der Schulchronik ergibt sich, dass Herr Marien am 13.03.1916 zum Militär berufen wurde, offenbar aber nur bis zum 05.06.1916. Von Ostern bis zum 05.06.1916 hat Frl. Lehrerin Berghausen die Schule Ahrdorf mitverwaltet. 


Überhaupt war die Zeit des Ersten Weltkrieges sehr unruhig und von vielen Vertretungen geprägt. Die oben erwähnte Lehrerin Berghausen wurde 1916 nach Honsfeld versetzt, sodass Johann Marien zeitweise die Schule in Uedelhoven mitverwalten musste. Das hat er dann so gelöst, dass er Halbtagsunterricht einführte und jeweils einen halben Tag in Ahrdorf und Uedelhoven unterrichtete. 


Dieser Zustand hielt bis Januar 1918 an. Zu diesem Zeitpunkt trat Lehrer Hans Holl seine Stelle in Uedelhoven an. 


Marien konnte sich aber nur kurz darüber freuen, dass er nun wieder ganztags in Ahrdorf unterrichten durfte. Weil Lehrer Samans aus Ahrhütte am 2. Februar 1918 zum Wehrdienst eingezogen wurde, musste Marien nun die Vertretung für Ahrhütte übernehmen.


Das ging eine ganze Weile aus unterschiedlichen Gründen so weiter. Die Schüler wird's gefreut haben, aber für den Bildungsauftrag war dieses Hin und Her sicher nicht förderlich.


Am 19.09.1925 traf es Marien selbst. Als er seinem Bruder in der Landwirtschaft half, fiel er so unglücklich vom Wagen, dass er sich einen Oberschenkel brach.  Bis zum 30.03.1926 wurde er durch den Schulamtsbewerber Vahsen vertreten. 


Lehrer Marien hat noch den Neubau der Ahrdorfer Schule planerisch mitbegleitet, bevor er zum 01.05.1927 nach Ahrhütte versetzt wurde.

01.05.1927 - 31.12.1932: Hubert Sevenich

Hubert Sevenich

Über das Wirken in Ahrdorf ist nicht sehr viel bekannt. Die Eintragungen der Schulchronik aus dieser Zeit deuten darauf hin, dass Herr Sevenich trotz seines jugendlichen Alters damals in keinem guten gesundheitlichen Zustand war.


Durch einen glücklichen Zufall entstand im Frühjahr 2004 ein Kontakt mit den Nachfahren von Hubert Sevenich. Der größte Teil der Informationen und auch das nebenstehende Foto stammt von Frau Ingeborg Horn, der Tochter von Lehrer Sevenich, der ich an dieser Stelle ebenso herzlich danken möchte wie Horst Sevenich, dem Sohn von Hubert Sevenich. Über ihn kam der Kontakt zustande.


Nun zum Leben des Lehrers Hubert Sevenich:


Am 14.07.1900 wird Hubert Sevenich in Boslar (bei Linnich, Kreis Düren) geboren.


Über seine Kindheit und Jugend liegen mir derzeit noch keine Angaben vor. Jedenfalls absolvierte er erfolgreich Schule und Studium und mit Wirkung vom 01. Mai 1927 wurde er zum Lehrer der Volksschule Ahrdorf ernannt. Dort war er über fünf Jahre tätig und verließ Ahrdorf Ende 1932. 


Wohin er ging, konnte bislang nicht herausgefunden werden. Vielleicht hing sein Weggang damit zusammen, dass er zwischenzeitlich eine Familie gegründet hatte, denn während seiner Ahrdorfer Zeit – am 27.08.1929 - heiratet er in der Kirche zu Kirchberg seine Frau Katharina Horst (* 16.06.1908 in Kirchberg, + am 08.08.1996 in Kassel), zwei Tage zuvor fand die standesamtliche Trauung statt. Mit Katharina hatte er drei Kinder:

  • Paul-André Sevenich, * am 22.07.1930 in Kirchberg, + am 27.11.1992 in Aachen
  • Horst Sevenich, * am 30.06.1939 in Dresden
  • Ingeborg Sevenich, * am 13.06.1941 in Jülich

Die Familie lebte während des Zweiten Weltkrieges in Dresden, zeitweise auch in Oberschlesien. Anlässlich der Geburt ihrer Tochter Ingeborg reiste Katharina Sevenich wieder in die Heimat nach Jülich und danach wieder zurück nach Dresden. Kurz bevor Dresden bombardiert wurde, kehrte Frau Sevenich mit den Kindern nach Kirchberg – dort lebten ihre Eltern noch - zurück.


Hubert Sevenich muss Soldat gewesen sein, denn nach den Aufzeichnungen von Frau Horn kam er im Jahre 1946 aus der Gefangenschaft zurück. 1947 war er als Lehrer in Jülich tätig, von April 1948 bis Herbst 1956 in Niedermerz.


1956 erlitt er während des Schulunterrichtes einen Herzinfarkt sowie einen leichten Schlaganfall. Danach konnte Hubert Sevenich seinen Schulunterricht eine Zeit lang nicht mehr ausüben und zog mit seiner Familie von Niedermerz nach Aldenhoven.


Ab dem Jahr 1959 unterrichtete er wieder eine begrenzte Stundenzahl an den Volksschulen in Aldenhoven und Jülich, von April 1965 bis April 1966 an der Kath. Volksschule in Boslar. Danach ging Hubert Sevenich in den Ruhestand und unterrichtete von Mai bis zum 6. Juni 1966 – zwei Tage vor seinem Tod – an der Promenadenschule in Jülich.


An diesem Tag kam er aus der Schule zurück und klagte über starke Bauchschmerzen, was seine sofortige Einweisung in das Jülicher Krankenhaus notwendig machte. Dort starb Hubert Sevenich am 8. Juni 1966 nach einem erfüllten Leben an den Folgen einer Lungenembolie. Er wurde am 14. Juni auf dem Friedhof in Aldenhoven beigesetzt. Seine Frau starb am 08.08.1996 in Kassel. Dorthin war sie 1976 umgezogen. Sie wurde – ihrem Wunsch entsprechend - nach Aldenhoven überführt und neben ihrem Mann beerdigt.

01.01.1933 - 29.08.1944: Wilhelm Eckel

Wilhelm Eckel

Wilhelm Eckel wurde am 18.05.1900 in Aachen geboren. 


Seit dem 01.10.1927 war er im Schuldienst. Bevor er nach Ahrdorf kam, war er unter anderem in Losheim (Mai bis Juni 1929), Weyer (vom 14.04.1931 bis 30.06.1932) und Nothberg bei Eschweiler.


Am 2. Oktober 1933 heiratete er Regina Scheeren aus Düren. Aus der Ehe ging, soweit mir bekannt ist, eine Tochter hervor: Ursula Eckel wurde am 6. Dezember 1942 geboren und in der Kapelle zu Ahrdorf getauft. 


Wilhelm Eckel hatte eine Leidenschaft für das Filmwesen. Bei diesem Thema engagierte er sich auch in der Schule und darüber hinaus:

  •  am 2. September 1933 wird zum ersten Mal in der Ahrdorfer Schule ein Film gezeigt. Wilhelm Eckel übernimmt die Funktion des "Ortsgruppenfilmwartes"
  • am 11. Februar 1935 wird er vom Landrat zum Obmann für Schulfilmangelegenheiten für die Schulen der Bürgermeisterei Blankenheim ernannt
  • nach dem Krieg - am 10.03.1946 - wird er schließlich als Leiter der Bildstelle des Kreises Schleiden berufen

Im September 1934 führt er gegen den Widerstand einiger Eltern einen Filmlehrmittelbeitrag ein. Damit soll ein Filmapparat finanziert werden.


Ein Jahr später ist es soweit. Im September 1935 bekommt die Volksschule Ahrdorf hat einen Schmalfilmapparat zugewiesen. Einen Monat später läuft der erste staatspolitische Film mit dem Titel "Der alte und der junge König". Den Film findet man übrigens bei Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=2r6n7PR363U 


Im August 1937 kommt ein Diaprojektor hinzu. Eine Wand des Schulsaales wird weiß gestrichen und dient als Projektionsfläche. An den Fenstern werden Vorrichtungen für die Abdunkelung angebracht.


Wilhelm Eckel war in diesem Sinne ein Vorreiter für die Einführung moderner Technik in der Schule.  


Am 29.08.1944 wird Eckel zur Wehrmacht eingezogen und kehrt am 08.07.1945 nach Ahrdorf zurück. Zu diesem Zeitpunkt fand kein Schulunterricht statt. 


Lehrer Eckel wird am 05.02.1946 von der Militärregierung wieder als Lehrer zugelassen und tritt am 10.03.1946 in Broich bei Schleiden seine neue Tätigkeit als Lehrer und - wie bereits erwähnt - Leiter der Bildstelle des Kreises Schleiden an.


Eckel hat selber auch Filme aufgenommen. Sicher hat er dabei auch manchen Schulausflug und manch andere Begebenheit aus Ahrdorf aufgezeichnet. Leider ist wohl nichts davon erhalten geblieben.


Das Foto ist ein Ausschnitt aus einem Klassenfoto von 1933 / 34.

01.02.1946 - 30.09.1947: Albertine Hahn


Am 01.02.1946 beginnt für die Ahrdorfer Kinder wieder der Schulbetrieb. Der Unterricht findet aufgrund der kriegsbedingten Zerstörungen an der Ahrdorfer Schule zunächst in Uedelhoven statt. Ab Ostern 1946 wird der Unterricht dann wieder in Ahrdorf gehalten, zunächst allerdings im Wohnzimmer der Lehrerwohnung. Erst ab 14.10.1947 findet der Unterricht wieder im Schulsaal statt.


Der Lehrerin Albertine Hahn ist es zu verdanken, dass der Schulbetrieb so schnell nach dem Krieg unter solch schwierigen Rahmenbedingungen wieder aufgenommen werden konnte. Ihr Engagement war wirklich außergewöhnlich.

01.10.1947 - 1968: Jakob Luxen

Jakob Luxen (c) Richard Luxen

Lehrer Jakob Luxen, geboren am 12.2.1916 in Aremberg, übernimmt am 1. Oktober 1947 auftragsweise die Stelle als Lehrer der Volksschule Ahrdorf. Ahrdorf ist die erste Station als Lehrer, die Luxen nach der 1. Lehrerprüfung im August 1947 an der Pädagogischen Akademie in Aachen antritt. 


Er kommt in einer Zeit, als in der Ahrdorfer Schule noch längst nicht alles in Ordnung ist. Abgesehen von den Schäden, die die Bomben angerichtet hatten, gibt es auch Probleme mit den Lehrmitteln. Die Bücher aus der Zeit des Nationalsozialismus konnte man natürlich nicht mehr benutzen (selbst die Rechenbücher waren in der NS-Zeit propagandistisch eingefärbt worden). So beanstandet Luxen am 14.03.1950 das Fehlen einer Schülerbücherei sowie jeglicher Lehr- und Lernmittel. Mit Erfolg: einen Monat später bekommt die Schule vom Amt Blankenheim einen Zuschuss von beachtlichen 500 DM für deren Beschaffung.


Der engagierte Lehrer setzt sich nicht nur für die schulische Bildung seiner Schüler ein, sondern auch für das "Drumherum". Er organisiert Ausflüge und sorgt mit dafür, dass das dörfliche Leben bereichert wird, zum Beispiel durch den Martinstag oder durch Nikolausfeiern. Wie bereits beschrieben, hat er es dabei nicht immer einfach. Sobald es den Eltern ans Geld ging, zum Beispiel für Ausflüge, wurde es schwierig. 


Jakob Luxen war der letzte Lehrer der Volksschule Ahrdorf. Nach der Umstrukturierung wurde er Lehrer an der Grundschule in Dollendorf. Dort habe ich ihn in den Jahren 1970 bis 1972 noch als Lehrer im 2. und 3. Schuljahr erleben dürfen. 


Nach meiner Erinnerung war Jakob Luxen ein strenger, aber auch ein guter Lehrer.


Danke an Richard Luxen für das Foto.


Schulfotos

Schulfotos sind wunderbare Erinnerungen an eine Zeit, die später einmal die gute alte Zeit sein wird. Aus Ahrdorf sind einige Schulfotos erhalten. Nicht immer sind sie in gutem Zustand und von bester Qualität, aber das ist nicht so wichtig.

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